Menschenführung

Menschenführung

Bild generiert von Copilot KI, 07/2025

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Der Text spricht alle Arten von Führungskräften an, egal ob in öffentlichen Einrichtungen oder Betrieben. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben sind ebenfalls zum Lesen eingeladen.

In den vielen Jahren in leitender Tätigkeit in einem Industriebetrieb habe ich bessere und schlechtere Arten der Menschenführung erlebt. Aber besonders die negativ erlebten blieben mir in dauerhafter Erinnerung. Während dieser Zeit habe ich die Wirkung guter und schlechter Führung von mir, aber auch an mir beobachtet und bei Erkennen von schlechten Wirkungsgraden meinen Stil überdacht.

Eine Ausbildung zur Führungskraft hatte ich erst in den letzten Berufsjahren zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen erfahren dürfen, was ich sehr bedauere.

Mir erging es auch nicht anders als den meisten Führungskräften. Man wird aufgrund einer fachlichen Qualifikation zu einer Führungskraft befördert oder gemacht und man muss dann selbst mal schauen, wie man diese Aufgabe am besten erledigt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, (Kürzel MA im folgenden Text) erwarten etwas von ihrer Chefin oder ihrem Chef (Kürzel Chef im Text), was einem erst mal gar nicht bewusst ist. Dabei möchte ich im Besonderen auf die emotionale Erwartungshaltung eingehen, die fachliche Qualifikation spielt eine gleichwertige Rolle, soll aber hier nicht im Mittelpunkt meiner Ausführungen stehen.

Die Erfüllung der Erwartung der MA, dass die Führungskraft etwas vom Fach versteht, ist grundsätzlich essenziell. Tut sie das nicht, hilft der Führungskraft meist nicht die beste emotionale Intelligenz, um den Mangel an Wissen und Können auszugleichen. Die MA benötigen das Gefühl, dass der Chef etwas von der Materie versteht und helfen kann, wenn er gebraucht wird. Wo Führung in Strategie, Vision, Kommunikation oder bei der Konfliktbewältigung notwendig ist, wird diese sowohl nach innen und nach außen erwartet. Die Aufzählung der genannten Führungseigenschaften ist sicher nicht vollständig. Die Führungskraft muss ihre ureigenste Rolle erkennbar und fühlbar für alle spielen und ein der Erwartung zur Führung angemessenes nachhaltiges Vertrauen bei den MA erzeugen. Die genannten Führungseigenschaften werden kognitiv und emotional wahrgenommen. Die Erfüllung dieser Erwartungshaltung aller MA sollte eine Führungskraft ständig bei sich selbst reflektieren.

Meine Besuche in den Fachabteilungen vieler Firmen während meiner Tätigkeit als selbstständiger Programmierer und Systemanalytiker haben die Bedeutung der fachlichen Qualifikation sehr deutlich gemacht. Falls dem Chef die fachliche Anerkennung nicht zugute kommt, wird er von den MA grundsätzlich nicht als Chef akzeptiert, was sich meiner Beobachtung nach sogar in emotionale Ablehnung ausweiten kann. Den Führungskollegen oder den Hauptverantwortlichen gegenüber kann er durch geschickte Rhetorik vieles kaschieren, aber niemals bei seinen eigenen MA. Dies sollte jede Führungskraft verinnerlichen!

Genauso wichtig wie fachliche Kompetenz ist eine gute emotionale Intelligenz, auf welche ich nun eingehen möchte. Die emotionale Intelligenz begründet sich in der persönlichen Haltung der Führungskraft gegenüber seinen MA. Auch ich habe anfangs den Fehler begangen, mich aufgrund meiner Qualifikation und Führungsrolle über meine MA zu stellen. Das äußerte sich sogar schon in der unaufgeregten Begegnung mit ihnen, welches ein irgendwie spürbares Überlegenheitsgefühl in meinem Kopf erzeugte, welches auch bei den MA wahrgenommen wurde und mir gegenüber wiederum unbewusst reflektiert wurde. Zum Glück gelang es mir bald, dieses Überlegenheitsgefühl gegenüber meinen damals nur männlichen Mitarbeitern abzulegen.

Schon allein die Körpersprache des Chefs genügt, um ein Unterlegenheitsgefühl bei den MA zu erzeugen. Aber ganz besonders negativ werden laute oder schreiende Chefs wahrgenommen. Ich habe während meiner vielen Besuche in Firmen diese Art von Führungskräften erlebt und mich dann selbst wie ein MA gefühlt, der dies ertragen musste. Aber besonders aufschlussreich für mich waren die Gespräche mit den Mitarbeitern nach solchen Vorkommnissen. Meine eigene Erschütterung über die lautstarken Ausbrüche wurde gar nicht so von den MA empfunden. Sie waren längst daran gewohnt und nahmen den Chef schon lange nicht mehr ernst. An dieser Stelle kommt eine weitere langjährige Erfahrung im Berufsleben hinzu. Man könnte sich fragen, warum die MA nicht scharenweise die Firma verlassen, wenn sie so getriezt werden. Der Grund für das Bleiben und Ausharren liegt oft in der Bequemlichkeit des Einzelnen, sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder Ängsten vor der Zukunft. Leider bestätigt das Ausharren seiner MA die Führungskraft noch und sie sieht keinen Grund, ihr Verhalten zu ändern. Dennoch sind die Auswirkungen für alle katastrophal, für die MA, der Führungskraft und der Firma. Denn die versiegende emotionale Bindung der MA an die Firma hat Folgen.

Die MA erwarten, dass sie als Kolleginnen oder Kollegen wahrgenommen werden, nicht als Untertanen oder Minderwertige. Auf emotionaler Ebene wirkt sich das Oben/Unten-Denken des Chefs genauso wie mangelnde fachliche Kompetenz aus. Der Chef wird emotional nicht akzeptiert, was zu erheblichen negativen Folgen für die Arbeitsbereitschaft der MA führt. Und nicht nur dies. Der Mangel an Motivation führt zu einer geringen Bereitschaft der persönlichen beruflichen Entwicklung beim MA, was langfristig zu einer Frustration bei allen Beteiligten führt. Man kann die Qualität einer Führungskraft sehr gut an der Fluktuationsbereitschaft in Bereich/Abteilung/Gruppe/Schicht messen. Jede Art von Frust führt zuerst zu einer inneren Kündigung, welcher oft eine tatsächliche Kündigung folgt.

Eine Führungskraft, welche den Befehl- und Gehorsam Ton innehat, wird von den MA oft selbst als Mobber wahrgenommen, selbst wenn dies nicht seine Absicht ist. Allein das Gefühl, gemobbt zu werden, wirkt sich katastrophal auf alle Beteiligten aus und die Effizienz der MA sinkt gegen Null und die Krankmeldungen schnellen in die Höhe.

Meine Empfehlung ist es deshalb: Beseitigen Sie als Führungskraft sofort ihr Oben/Unten-Denken oder das Ich-Weiß-Eh-Alles-Besser-Denken und ersetzen es durch Vertrauen. Nur die Hand in Hand gehende fachliche und emotionale Intelligenz einer Führungskraft bewirkt eine gedeihliche Entwicklung der MA für sich selbst und dient somit auch den Firmenzielen in hohem Maße. Das Beseitigen des emotionalen Oben/Unten-Denkens und das Ersetzen durch Vertrauen wirkt sich auch im Umgang mit den Mitarbeitern auf fachlicher Ebene aus. Der grundsätzlich freundlich wahrgenommene und vorbildliche Umgang des Chefs mit seinen MA erhöht die fachliche und emotionale Intelligenz der MA und führt zu einem guten Betriebsklima, in dem gegenseitiges Mobbing normalerweise keine Chance hat. Durch das Gefühl des Vertrauens seiner Führungskraft können die MA ihr eigenes Potential entwickeln, was im Team zu einer Schwarmintelligenz führt, welche den Laden fast von alleine am Laufen hält und nach vorne bringt. Wer als Führungskraft vormittags denkt und handelt wie der Firmen- oder Verwaltungsboss und am Nachmittag Golf spielen geht, hat alles gewonnen. Dies ist leider nur eine Metapher, aber sie drückt den Kern dessen aus, wie man ein Team, dessen Teil man immer auch selbst ist, nach vorne bringt.

Einen Aspekt möchte ich noch anfügen. Es gibt natürlich keine Garantie, dass der eigene Chef über eine positive emotionale Intelligenz verfügt. Aus eigener Erfahrung heraus sage ich: Halten Sie durch! Lassen Sie sich nicht beeinflussen und geben den Druck von oben nicht an Ihre Mitarbeiter weiter. Nur Sie selbst sind Ihrem Team gegenüber verantwortlich.

Eine gute emotionale Intelligenz der Führungskraft dient als Vorbild für alle und bewirkt vornehmlich eine dynamische und positive Entwicklung des Teams. Mitarbeiter sollen nicht nur in ihrer Familie oder im Hobby Erfüllung finden, sondern gerade in ihrer beruflichen Entwicklung. Nachdem ich mein eigenes emotionales Oben/Unten-Denken schnell abgelegt hatte, gelang uns allen eine gedeihliche berufliche Entwicklung und führte nachhaltig zu einem guten Betriebsklima und einer sehr selten vorkommenden Kündigung.

Am Ende der beruflichen Laufbahn zeigt sich dann oft, ob man als Chef akzeptiert und in einem gewissen Sinne sogar geliebt wurde. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Laufbahn als Führungskraft liegt also in erster Linie in seiner emotionalen Intelligenz.

Lernen Sie, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vertrauen!