In Zusammenarbeit mit ChatGPT (GPT-5, OpenAI).
Ein symbolisches Bild des Traums von Josef
Zurück zu : Wunder der Schrift in Die Gottesgeburt meiner Seele
Auf dieser Seite stelle ich die insbesondere die Jungfräulichkeit von Maria und die göttliche Natur von Jesus in Frage. Gott hat das Universum und das Leben darin erschaffen und manipuliert sein Werk nicht, nur weil wir uns dies gerne so wünschen. Dieser Text ist für tief gläubige Menschen an die Lehren der Kirchen eher nicht lesenswert!
Jungfrauengeburten der Geschichte und die dogmatische Rolle von Maria
Beispiele von Personen mit angeblich jungfräulicher oder wundersamer Herkunft sind:
Alte ägyptische Religion 2500 v.Chr.: Götter Horus und Isis
Griechische und römische Mythologie 800 v.Chr.: Perseus, Apollon, Romulus und
Remus
Klassisches Judentum: keine; im hebräischen Urtext von Jesaja 7,14 (s.u.)
heißt die Vorhersage "junge Frau" nicht Jungfrau. Somit wird im Judentum ein
weltlicher Herrscher erwartet.
Griechisches Judentum: Jungfräulich Gebärende wie Sara, Rebekka, Lea, Zippora
Christentum ca. 300 n.Chr.: Maria und Jesus, ja auch Maria -> Maria Empfängnis
durch ihre jungfräuliche Mutter Anna seit 1854 Dogma!
Islam ca. 700 n.Chr.: Jesus mit seiner Mutter Maria
Buddhismus: Siddharta Gautama als Buddha
Hinduismus: Gott Krishna
Persien: Zarathustra, ein Mitbegründer des Glaubens an einen Gott
Weitere: Pythagoras, Plato, Alexander der Große
Was für eine Ironie der Geschichte! Im hebräischen Urtext steht in Jesaja 7,14 an der entscheidenden Stelle das Wort almah (עַלְמָה), dessen Bedeutung einfach nur "junge Frau" ist. Im Hebräischen bedeutet das Wort betulah (בְּתוּלָה) Jungfrau, was in Jesaja 7,14 (s.u.) nicht verwendet wird. Genau diese hebräische Urschrift der Bibel wird bis heute im Judentum verwendet und man kann davon ausgehen, dass Juden ihrer eigenen historischen Sprache mächtig sind.
Der Grieche Matthäus verwendet Ende des 1. Jahrhunderts aber für seine Schriften den von hebräisch ins Griechische übersetzten Text von Jesaja im Schriftstück Septuaginta, also nicht den Originaltext. Darin wurde almah (עַלְמָה) nach parthenos (παρθένος) übersetzt, was als Synonym für eine Jungfrau, Braut, eine unverheiratete oder verheiratete junge Frau verwendet wird.
Die korrekte Übersetzung vom hebräischen almah (עַלְמָה) wäre also das griechische Wort neanis (νεᾶνις) gewesen, welches, wie das hebräische Wort almah (עַלְמָה) eindeutig nur "junge Frau" bedeutet.
Dieser kleine "Übersetzungsfehler" der Worte von Jesaja trug in der Folgezeit maßgeblich dazu bei, dass die neue christliche Religion in ihrer heutigen Form überhaupt erst entstehen konnte.
Der Teufel steckt im Detail: Hier die Erklärung der Gemini KI, warum in der Septuaginta das Wort "parthenos" verwendet wurde:
<<<Das Wort parthenos (παρθένος) hatte zur damaligen Zeit eine breitere Bedeutung. Es konnte "junge Frau" bedeuten, aber auch "Jungfrau". Die Übersetzer der Septuaginta wählten es möglicherweise aus mehreren Gründen:
Semantische Mehrdeutigkeit: Das Wort parthenos war im antiken Griechisch flexibel und wurde häufiger verwendet als neanis. Es konnte sowohl eine unverheiratete Frau als auch eine Braut oder sogar eine verheiratete junge Frau bezeichnen.
Kultureller Kontext: In der griechischen Mythologie waren wundersame Geburten, oft von jungfräulichen Müttern, bekannt. Die Verwendung von parthenos passte möglicherweise besser zu den kulturellen Erwartungen der hellenistischen Leser, die mit solchen Geschichten vertraut waren.
Hervorhebung eines Zeichens: Die Übersetzer könnten bewusst eine sprachliche Nuance gewählt haben, die die Einzigartigkeit des Zeichens, das Jesaja beschreibt, betont. Die christliche Tradition sah in der griechischen Übersetzung später ein deutliches Zeichen für die einzigartige Natur Jesu.>>>
In der Zeit vor den Dogmas gab es judenchristliche Gruppen und gnostische (Erkenntnis orientierte) Strömungen, welche Jesus als Kind von Maria und Josef ansahen und die Meinung vertraten, dass dessen Lehren nicht an seine Zeugung gebunden wären.
Trotz diverser Widersprüche in den Testamenten und dem damals sicher heiß diskutierten jungfräulichen Ursprungs von Jesus, wurde letztlich die Jungfräulichkeit Marias in den ersten Jahrhunderten dogmatisch festgelegt, darüber hinaus ihre wundersame Unversehrtheit und Schmerzfreiheit bei der Geburt Jesus mit dem Erhalt Ihrer Jungfräulichkeit bis zu ihrem Lebensende. Außerdem wurde Anna, die Mutter Marias von Papst Pius IX im Jahre 1854 ebenfalls zur Jungfrau erklärt.
Der Fantasie sind schließlich keine Grenzen gesetzt, wenn es um Interpretationen einer theologisch zwangsweise notwendigen, schmerzfreien und unversehrten Jungfrauengeburt von Jesus geht. Maria durfte nämlich keine wahre Frau und Mutter sein und Josef wohl auch kein wahrer Mann, was für ein Affront und eine Überheblichkeit gegenüber den Eltern von Jesus.
J
esus wurde als Mensch geborenAlle Männer, welche die Ehre hatten, ihre tapferen Frauen bei der Geburt ihres Kindes zu begleiten, wissen jedenfalls wie eine Geburt vonstatten geht. Und nein, aufrecht gehende Neandertaler-, Denosova- und Sapiens-Mütter tragen keine Schmerzen verursachende Erbsünde in sich, sie haben als aufrecht gehende Zweibeinerfrauen einfach nur einen anatomisch zu kleinen Geburtskanal für den Durchlass des großen gehirnfüllenden Babykopfes, der sich mit Hilfe schmerzhafter Muskelkontraktionen erst weiten muss. Das folgende Beispiel ist sicher eine Ausnahme, Hebammen sind sich wohl in der Regel bewusst, was frauenfeindliche Sprüche sind. Dennoch: Bei der schwierigen und für die werdende Mutter sehr schmerzhaften Geburt meiner ersten Tochter hat tatsächlich die weltliche Hebamme immer wieder laut die frauenfeindlichen, aber vermeintlich unfehlbaren Worte von Gott an Eva, meiner Frau klargemacht: "Unter Schmerzen sollst du Kinder gebären", Gen 3,16. Wann wird dieser antike, aus Menschengedanken entstandenen Bibelsatz endlich von den Predigern in den Kirchen und Tempeln aus ihrem Verkündigungsrepertoire gestrichen? Nur den sehr frühen Schriftgelehrten der Genesis kann man diese Fehlinterpretation der Schmerzen bei einer Geburt einer Frau als Gott gewollt noch nachsehen, aber keinesfalls mehr bei heutigen Religionsgelehrten. Ein Hinweis auf die biologische Ursache der Schmerzen bei der Predigt wäre schon hilfreich, um die Sachlage einer längst überholten "biblischen göttlichen Wahrheit" klarzustellen. Für mich war die "spirituelle" Zugabe der Hebamme fast schon alleine Grund genug, der Gemeinschaft der Gläubigen den Rücken zu kehren, denn ich glaube nicht an antike Mythologie. Der ebenfalls genervte anwesende Frauenarzt hat der Hebamme jedenfalls irgendwann geboten, den Mund endlich zu halten.
In den Testamenten gibt es Berichte von Geschwistern von Jesus und von der Prophezeiung der Geburt eines Kindes von einer jungen Frau, vorhergesagt durch den Propheten Jesaja. Für die Religionsgründer schlüssiger schien aber ihre eigene Interpretation der Vorhersage von Jesaja in der griechischen uneindeutigen Übersetzung zu sein, welche nicht angelehnt an den hebräischen Originaltext von Jesaja oder die unten aufgeführten Augenzeugenberichte der Nachbarn der Familie von Maria und Josef in deren Heimatstadt waren, welche Jesus als einen der Söhne von Josef erkannten. Und Jesus selbst hat mit keinem Wort behauptet, dass seine Mutter eine Jungfrau bei seiner Geburt gewesen wäre. Seine Geschwister hätten ihm eh nicht geglaubt, denn ein Verstecken von Zeugung und Geburt gab es früher nicht.
Die Verehrung Marias als wahre Mutter von Jesus ist dennoch angemessen. Sie kann aber nur für die Verehrung aller Mütter stehen, welche alles menschliche Leben geboren haben und deren bedingungslose Liebe uns allen die Geborgenheit vermittelt, welche wir als Kinder so nötig haben.
Auch die Auferweckung von Toten durch Jesus oder seine Verwandlung von Wasser in Wein sind eher Metaphern als Realität, gleichwertig mit der Spaltung des Meeres durch Gott und Moses' Stab. Diese Erzählungen stehen für Symbole, welche den einfachen Menschen damals eine bildliche Vorstellung von der göttlichen Natur von Jesus machen sollten. Sie verrücken Wunder in gezielt gewollte oder bewusste Handlungen eines Menschen oder durch Gott, um wundersame Ereignisse herbeizuführen.
Gott und die Natur zaubern nicht, verzaubern können sie uns allemal. Alle
Menschen sind von Anfang an ein Wunder des Lebens und Geschöpfe der Natur. So
auch Jesus und alle vor ihm und nach ihm. Mich würden die Worte von Jesus
niemals beeindrucken, wenn er nicht ein unvollkommener und lernfähiger Mensch,
gezeugt von seinem Vater und geboren von seiner Mutter wie wir alle gewesen
wäre.
Einige Dokumente der Testamente mit Kommentaren zum Thema Jungfräulichkeit Marias und der Gottesnatur von Jesus:
In Mt 1-17 führt Matthäus den gesamten Stammbaum Jesus Christus, dem Sohn Davids und Abrahams bis zu Josef auf, darin:
Mt 1,16 Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; / von ihr wurde Jesus geboren, / der der Christus (der Messias) genannt wird.
Christliche Übersetzung aus dem Griechischen:
Jesaja 7,14: Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.
Lesen Sie bitte nun diesen Text von Jesaja mit seiner korrekten Übersetzung aus dem Hebräischen, geliefert von der Gemini KI:
Jesaja 7,14: Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die junge Frau wird schwanger und gebiert einen Sohn, und sie wird seinen Namen Immanuel rufen.
In Mt 1,18 - 25 erzählt Matthäus die Geburt Jesus gemäß der Vorhersage von Jesaja in der griechischen Version. Auch diese Stelle von Matthäus enthält die falsche Übersetzung einer jungen Frau aus dem Hebräischen. Darin dieser Vers:
Mt 1,22 - 23 Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, / einen Sohn wird sie gebären, / und man wird ihm den Namen Immanuel geben, / das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
Lk 3,23-38 Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat. Man hielt ihn für den Sohn Josefs. Die Vorfahren Josefs waren: Eli, usw. bis zu Adam
In Markus 6,1-6 und in Matthäus 13,54-58 wird von der Begegnung von Jesus mit Menschen in seiner Heimatstadt gesprochen. Diese fragten ihn:
Mk 6,3 Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Josef, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
Mt 13,55-56 Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles?
Aus den Brüdern und Schwestern von Jesus wurden in der Religionslehre von nicht unintelligenten, aber fehlbaren Deutern je nach Ausrichtung kurzerhand Cousinen, Cousins oder Kinder aus einer verstorbenen ersten Frau von Josef gemacht, um die Vorhersage der Jungfräulichkeit Marias zu plausibilisieren. Eine frühere Ehe Josefs ist aber im Neuen Testament nirgends dokumentiert. Protestantische Kirchen gehen eher davon aus, dass Maria jüngere Geschwister von Jesus geboren hat und verfestigen die Jungfräulichkeit Marias somit nicht, halten aber an der Jungfrauengeburt von Jesus fest.
Der Traum von Josef
Die Widersprüche und Interpretationen sind vielfältig, besonders wenn man die detaillierte Beweisführung von Matthäus in Kapitel 1, 18-25 über die Schwangerschaft und Geburt Jesus nachliest. In diesem 70-100 nach Christus verfassten Bericht erzählt der Evangelist von den Plänen Josefs, Maria zu verlassen, als er Kenntnis über ihre jungfräuliche Schwangerschaft bekam. Ein Engel des Herrn erschien ihm nachts im Traum und ermunterte ihn aufgrund der prophetischen Vorhersage von Jesaja 7,14 (s.o.) von seinen Plänen Abstand zu nehmen, was er dann auch tat. Darin dieser Vers, angelehnt an Jesaja 49,1:
Mt 1,21 Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus (=griechischer Name vom hebräischen Jehoschua = Gott ist Rettung) geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Jes 49,1 Hört auf mich, ihr Inseln, / merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; / als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.
Die christliche Interpretation der Namen Immanuel und Jesus lautet so: Jesajas vorhergesagter Immanuel (Gott mit uns) bedeutet, dass er Gott selbst ist, also wer er ist, Jesus (Gott ist Rettung) bedeutet, dass Jesus der Erlöser ist, also was er tut.
Tatsächlich waren aber die beiden Namen sehr gebräuchlich im Judentum, denn sie bedeuteten auch ein Gebet, welches man beim Rufen des Sohnes gleich mitspricht. Besonders im aramäischen Gebiet, indem Jesus lebte, war sein Name Jeshua sehr weit verbreitet und für die jüdischen Eltern nicht nur eine Bezeichnung, sondern ein Glaubensbekenntnis. Er war eine alltägliche Erinnerung daran, dass Gott rettet, und ein Gebet für das Wohlergehen ihres Kindes unter göttlicher Fürsorge. Ähnlich verhielt es sich auch mit dem Namen Immanuel.
Josef wusste also aufgrund der Botschaft des Engels im Traum schon vor der Geburt von Jesus und dass dies der prophezeite Erlöser von den Sünden seines Volkes sei und entschied, bei Maria zu bleiben. Mit welcher Methode hat er dann sein Ziehkind Jesus erzogen? Hat er ihm vielleicht schon als Kind erklärt, welche Rolle er einnehmen müsse? Als einfacher Handwerker hatte er wohl eher nicht Interesse, Zeit, Gabe und Muse dazu. Warum hat er seinen Nachbarn im Dorf nichts von seinem Traum erzählt und sofort den Rabbi im Dorf informiert, dass der angekündigte Erlöser aller Sünden nun kurz vor seiner Geburt stünde? Interessante Fragen jedenfalls, welche für immer ohne Antworten bleiben.
D
ie frühe Prägung von JesusDie letzte Erwähnung von Josef, falls die Erzählung wahr ist, stammt aus der Zeit, als Jesus zwölf Jahre alt war, geschrieben in den Texten von Lukas, 2,41-51. Dort wird Jesus als interessierter und aktiv Fragen stellender Zuhörer der Tempellehrer beschrieben, der sich wohl aus Neugier von seinen Eltern bewusst entfernte und ihnen damit großen Kummer einbrachte.
Nachdem ihn die Eltern drei Tage lang gesucht hatten und im Tempel fanden, geschah dies:
Lk 2,48 Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun?
Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.Seine eher pubertierende und provokative Antwort ohne ein Wort der Entschuldigung und die Reaktion seiner Mutter:
Lk 2,49 Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?
Lk 2,50 Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.
Lk 2,51 Dann kehrte er mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.
Höchst aufschlussreiche Worte von Jesus, welche ihn als zwölfjährigen abstrakt denkfähigen Jungen mit hoher kognitiver Reife und hohem Selbstbewusstsein entlarven. Was Lukas mit seinen wohl erfundenen Worten des jungen Jesus unter dem Eindruck der dem Zeitgeist entsprechenden endzeitlichen Theorien, genau ausdrücken wollte, bleibt sein Geheimnis. Die Kirchenlehre umgeht jedenfalls das Problem der "Stillen Post" der mündlichen Überlieferung und hält den Heiligen Geist als den eigentlichen Übermittler der Worte des jungen Jesus beim Evangelisten.
Die späteren frühen Deuter interpretierten diesen Satz jedenfalls als ein zentrales Kernelement der Religion des Christentums, wohl auch mit Hilfe des Heiligen Geistes. Jesus bezeichnete Gott nun als seinen eigentlichen Vater und akzeptiert Josef als seinen echten Vater ab diesen Tag quasi nur noch als seinen "Ziehvater", also als einen Helfer seines weiteren jungen Weges, dem er gehorsam erst mal folgt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Josef damals nicht gerade einsichtig mit seiner neuen Rolle abgefunden hat, welche ihm sein Sohn nun in dessen pubertierenden Phase verpasst hatte. Ich kann mir seine Reaktion nach dem Hören der Worte seines Sohnes ausmalen, besonders in der damaligen nicht gerade sanftmütigen Zeit. Jedenfalls war diese Entscheidung von Jesus in seinem weiteren Lebensweg in der Familie mit Konfliktpotential ohne Ende besetzt. Er erkennt außerdem den Tempel (das Gotteshaus) als seine eigentliche Heimat und er erkannte schon als Junge den Sinn seines Lebens, Gott zu folgen. Darauf baut sich wohl auch das Vorbild des Priestertums mit der Abtrennung vom Elternhaus auf. Ein einziger kurzer Satz mit 13 Worten in Lk, 2,49 und mit so weitreichenden Folgen für Familien seit fast 2000 Jahren!
Als Zwölfjähriger diskutierte er also gerne mit den Priestern im Tempel, welche ihn womöglich aufgrund seines erkannten spirituellen Potentials als Rabbi-Schüler gerne gewinnen wollten und später verachtete er Tempel und Priester während seines Wirkens, sehr interessant. Als Gott wäre Jesus sicher nicht so wandelbar gewesen. Lukas konnte von diesen sehr bemerkenswerten Worten von Jesus Jahrzehnte später nur aus wortwörtlich getreuen mündlich weitererzählten Berichten seiner Mutter Maria gehört, oder diese nur erfunden haben. Ich denke, dass Maria nach dem Tod von Jesus an alles andere als an seine Jugendstreiche dachte und dass seine Mutter, nachdem sie davon erfahren hatte, wohl unendlich unter seinem schrecklichen Tod litt. Meine Mutter könnte sich, wenn sie noch leben würde, an kein einziges meiner gesprochenen Worte als Kind erinnern, weder dumme noch schlaue. Nicht mal ich kann das. Jeder kann ja seine Mutter mal danach fragen. Vielleicht gibt es ja tatsächlich eine Mutter, welche die hochintellektuellen Worte ihres jungen Sohnes oder ihrer jungen Tochter wortwörtlich noch kennt, obwohl sie diese nicht verstand und dann jedem weitererzählt hat, ob er diese hören wollte oder nicht. Es ist sozialwissenschaftlich schon längst bewiesen, dass ein geflüstertes Weiterreichen von Worten in einer Gruppe, die sogenannte "Stille Post", schnell zu völlig anderen Inhalten in der Flüsterschlange führt. Kenne ich alles aus diversen spielerischen Versuchen, an denen ich selbst früher teilnahm.
Der darauffolgende Vers weist auf eine sehr wichtige Entwicklung von Jesus hin:
Lk 2,52 Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.
Jesus war also auch laut Lukas eher der von mir vermutete unvollkommene, weil ohne Absprache mit seinen Eltern weggelaufene, aber lernfähige und charismatische Mensch, dessen Weisheit sich im Laufe seines Lebens entwickelte. Wahrscheinlich war er sehr intelligent und sprachgewandt und konnte die Thora möglicherweise selbst lesen, denn Bildung spielte in den rabbinischen Schulen damals eine große Rolle. Dies alles steht deutlich im Widerspruch zu seiner von den christlichen Religionslehrern angenommenen Göttlichkeit, die alles Wissen per se beinhaltet.
Widersprüche des Glaubens
Jesus kannte laut den Texten des Neuen Testaments die Gedanken der Menschen und hatte Kenntnis über deren Vergangenheit und Gegenwart. Die von Lukas erwähnte Zunahme seiner Weisheit kann aber nur menschlicher Natur sein und das in den Testamenten beschriebene alles umfassende Wissen von Jesus über die Menschen seiner Zeit, wie sein intimes Wissen über die samaritische Frau am Jakobsbrunnen (Joh. Kap. 4) sind genauso einzuordnen, wie die erzählten Wunder, nämlich als bewusstes Stilmittel der Schriftgelehrten, um seine Göttlichkeit hervorzuheben.
Und warum hat dann ein göttlicher allwissender Jesus nicht all die Kriege, Völkermorde, Hexenverfolgungen, Massaker und den Judenhass Hitlers, den dieser mit dem Willen Gottes begründete, vorhergesagt, welche direkt oder indirekt in seinem Namen oder im Namen Gottes in der Folgezeit stattfanden und im krassen Widerspruch zu seiner Botschaft der gewaltfreien Menschenliebe standen? Jesus verstand sich mit seinen Vorhersagen über die Zerstörung des Tempels, der Verfolgung seiner Anhänger oder seine Ankündigungen zur Endzeit möglicherweise als Prophet, aber alles Leid der Menschen, welches in seinem Namen in der Folge geschah, konnte er nicht vorhersagen. Die Schriften über seine Vorhersagen der Zerstörung des Tempels und die Verfolgung seiner Anhänger entstanden erst nachdem die Vorhersagen eingetroffen waren und die Endzeit fand bisher nicht statt. Die Prophezeiungen von Jesus wurden also höchstwahrscheinlich nachträglich erfunden. In die weitere Zukunft konnten die Evangelisten aber nicht schauen und die kommenden Massaker im Namen Gottes also auch nicht vorhersehen.
Woher wusste Matthäus von der sehr persönlichen Entscheidung des Josef, sich von Maria zu trennen und dessen Umkehr nach seinem Engeltraum ohne Belege oder dokumentierte Offenbarungen des Josef? Auch in diesem Fall liefern uns die Religionslehrer Antworten. Sehr alte mündliche Überlieferungen des Traums von Josef sichern dabei die theologische Notwendigkeit von der Erfüllung der Vorhersage Jesajas ab, dass der Erlöser von einer Jungfrau geboren wurde.
Da Josef aber mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Zeit des Wirkens Jesus längst verstorben war oder sich von seinem Sohn innerlich längst getrennt hatte und es keinen Bericht darüber gibt, dass Maria von seinem Traum wusste, welche in Lk 2,48 (s.o.) selbst ihren Mann Josef als den Vater von Jesus benannte, woher soll es dann bitte Augenzeugenberichte oder mündliche authentische und wortgenaue Überlieferungen von den Träumen von Josef gegeben haben, welche Einzug ins Neue Testament fanden? Die Nachbarn der Familie von Maria und Josef wussten offensichtlich nichts von diesem Traum und hätten Jesus beim Besuch in seinem Heimatort dann sicher nicht so schroff abgewiesen. Denn sie wären neben Maria selbst die plausibel einzigen möglichen Wissenden über den Traum von Josef gewesen. Und niemand hat Maria oder die Nachbarn von Jesus nach den Träumen von Josef ausgefragt.
In Joh 19, 26-27 vertraut Jesus sterbend am Kreuz seine Mutter Maria, welche schon im damals fortgeschrittenen Alter gewesen sein dürfte, seinem Jünger an, den er liebte, von seinem echten Vater Josef kein Wort.
An spätestens dieser Stelle dringt das Wesen des Glaubens in den Vordergrund. Denn der Glaube ist per se buchstabengetreu gemäß den Schriftstellern des Neuen Testaments, dogmatisch abgesichert durch unwiderrufliche Festlegungen, wenn man nicht genau in die alte Bibel oder Evangelien schaut auch widerspruchsfrei und unerschütterlich, so wie er von den Religionsvertretern an das gemeine Volk bis zum heutigen Tag vermittelt wird.
D
er Zwang der jungfräulichen Geburt von JesusDie christliche Interpretation der Erfüllung der Prophezeiung in Jesaja 7,14 (s.o.) steht dabei über allem, denn nur diese wenigen aus seinen Visionen stammenden, aber folgenreichen Worte des Propheten über den Ursprung des Erlösers aus einer falsch übersetzten "Jungfrau" heraus, rechtfertigt die Person Jesus als dogmatisch wahren Gott und wahren Menschen und begründet alle weiteren Dogmen. Somit ist Jesaja (ca. 800 vor Christus) in seiner griechischen Übersetzung, und nur dort, wohl wahrscheinlich der Hauptprophet des Christentums, auf den sich auch Jesus in den Schriften des neuen Testaments angeblich an manchen Stellen bezieht. Denn Jesus musste gemäß der Vorstellung der frühen Christen der vorhergesagte Messias sein, also legten ihm die späteren Evangelisten diese Vorhersage-Erfüllungsbeziehung zu den alten Propheten in den Mund.
Jesus war aber wahrer Mensch, denn Gott hat es nicht nötig, sein Rezept des Lebens zu manipulieren. Jeder Mensch seit allen Zeiten ist ein biologisches Wesen, entstanden aus den während der Evolution sich entwickelten Chromosomen einer Frau und eines Mannes. Jesus behauptete mit keinem Wort, dass er der Sohn einer Jungfrau sei, denn dies stand auch nicht in der hebräischen Urform von Jesajas Prophezeiung (s.o.). Jesus sprach Aramäisch und konnte möglicherweise auch Hebräisch als die Schriftsprache des Alten Testaments verstehen und lesen. Ob er sich als der von Jesaja vorhergesagte Bote Gottes sah, wage ich erheblich anzuzweifeln. Denn das Konstrukt des später entstandenen Christentums um seine Person herum hatte er nie im Auge, sondern ausschließlich seine Botschaft der Liebe und Gewaltfreiheit.
Nur die spätere Überzeugung der Religionsgründer, dass Jesus aus einer Jungfrau heraus geboren sein musste, um als Gottessohn der Erlöser aller Sünden sein zu können, ist das Argument für seine göttlich-menschliche Inkarnation. Er musste ein sündenfreier Mensch sein (was er in Wahrheit gewiss nie war), dessen Ursprung aus einer quasi ersatz-sexuellen Handlung eines männlichen Gottes entstand. Nur dann kann man Jesus nach Vorstellung der Christen als wahren Mensch und wahren Gott interpretieren.
Niemand weiß es so ganz genau, wie dieser wundersame Vorgang außerhalb der nun wissenschaftlich längst erkannten notwendigen biologischen Prozesse einer Zeugung vonstatten ging. Und wenn Jesus der Maria und dem Josef in der Krippe einfach nur als ein sich materialisierender Babykörper in ihren unversehrten Schoss gefallen ist, dann war Maria nicht seine wahre Mutter, sondern nur seine Ziehmutter, so wie Josef sein Ziehvater war und hat selbst eigentlich keinen Sonderstatus als von der Jungfrau Anna geborene verdient. Ich bitte um eine genaue Klärung des Sachverhaltes, auch warum Gott seinen Sohn nicht gleich als Erwachsenen materialisiert hat, um Zeit zu sparen. Denn wozu benötigt ein allwissender Gott eine Entwicklung von Kindesbeinen an? Schon alleine die Erziehung eines göttlichen, sowohl die Vergangenheit, als auch die Zukunft wissenden Kindes würde eine Mutter völlig überfordern, einen Vater sowieso, denn für Aufregung in der Familie wäre garantiert permanent gesorgt.
Diese aus der damaligen Zeit und darüber hinaus stammende Interpretation des göttlichen jungfräulichen Ursprungs des vorhergesagten Gottesknechts durch die weiteren Glaubensgestalter nach Paulus ist aus deren damaligen sehr begrenzten und mit mythologischen Vorstellungen und Erwartungen angereicherten Sichtweise historisch nachvollziehbar, aber aus heutiger Sicht meiner Meinung nach einfach nur pure Fantasie.
Man kann aber natürlich glauben, was man will, diese Freiheit haben wir ja alle.
D
ie Verkündung der Menschenliebe alleine reicht nicht für eine neue ReligionJesus war aber, wie wir alle, ein beseelter Mensch, der durch eine innere Erweckung oder durch ein tiefes Erlebnis die Gnade eines bewussten Kontaktes mit Gott erfuhr, der ihn den Willen und die Befähigung zur Verkündung seiner eigenen Erkenntnisse durch den Geist Gottes verlieh. Solche tiefe, wenn auch seltene Gotteskontakte von Mystikern aus unterschiedlichen Zeiten sind in einigen Fällen dokumentiert, also glaubwürdig. Die allermeisten Gottesbegegnungen, besonders diejenigen aus dem gemeinen nicht klerikalen Volk, bleiben aber in der Geschichte der Menschheit für immer verborgen. Allerdings reichte die allen Menschen innewohnende seelische Befähigung Jesus, mit Gott Kontakt aufzunehmen und die Menschenliebe in sich im Laufe seines Erwachsenlebens zu entdecken und danach zu verkünden, den Religionsgründern bei Weitem nicht, um eine nachhaltige Manifestierung einer neuen Religion voranzubringen.
Aus diesem Grund wurden in den Texten des Neuen Testaments die Kernbotschaft von Jesus mit unzähligen Wundern oder Teufelsaustreibungen, schwer verständlichen oder seltsamen Gleichungen und mannigfaltigen Geboten aufgefüllt, seine Worte und Taten an die interpretierte Prophezeiung angeknüpft und somit seine Göttlichkeit begründet, ungeachtet der wahren rein menschlichen Natur von Jesus. Besonders Paulus und wohl auch einige seiner Schüler, welche allesamt aus dem gelehrigen Umfeld ihrer Zeit stammten, hatten sicher den Intellekt, um für eine nachhaltige Erzählung über das Leben und Wirken Jesus nach ihren Vorstellungen und Ideen und in Anlehnung an die alten Prophezeiungen zu sorgen. Wobei Paulus der eifrigste Begründer der neuen Religion sein wollte und sein eigenes Evangelium als unfehlbar betrachtete.
Seine aus dem handwerklichen Milieu von Jesus stammenden Begleiter waren nämlich keine intellektuellen Genies, geborene Influenzer oder Schriftgelehrte und konnten wahrscheinlich weder lesen noch schreiben, auch Petrus nicht, den man später zum Urverwalter der neuen Religion erhob. Dennoch waren es genau diese Begleiter, welche die Worte von Jesus in ihrer tiefen Bedeutung gehört und verstanden hatten und ihm deshalb auf seinen Wegen folgten. Kein einziger seiner Begleiter verfügte über das Wissen über die Formulierungstechniken der Schriftgelehrten ihrer Zeit und konnten auch keine Briefe im gehobenen Stil diktieren, wie es Paulus aber vortrefflich konnte. Deshalb glaube ich nicht an die Existenz von Originalschriften oder deren Kopien der Begleiter von Jesus.
Man kann die später dokumentierten Wunder von Jesus, seine Wiederauferstehung und dessen jungfräuliche Herkunft als unumstößliche Wahrheit glauben oder auch nicht. Wahrscheinlich aber sind sie aber nur theologische Interpretationen oder legendarische Überlieferungen, genauso wie alle mythologischen Texte der Antike eine rein menschliche schriftstellerische oder poetische Handschrift haben.
Die buchstabengenaue Interpretation der Testamente und deren dogmatische Umsetzung beruht auf eine gewisse Absicht der spirituell und weltlich herrschenden Oberschicht der Zeit nach Jesus. Denn Jesus und alle Menschen vor und nach ihm seit tausenden Jahren hatten eine vollkommen unwissenschaftliche Vorstellung von der Welt und eine archaische Vorstellung von Gott als lenkenden, lobenden und strafenden Herrscher, thronend im Himmel über den Menschen sitzend, und einen Verwalter des Bösen in der Hölle unter ihren Füßen, welche aus dem damaligen Zeitgeist entsprang und so gut wie absolut nichts mit unserer nun weiter entwickelten Erkenntnis wissenschaftlicher Zusammenhänge und psychologischen Erkenntnissen zu tun hat.
Das Wissen unserer Zeit und die Religion
Menschen sind heute selbstbewusster und wollen eben nicht mehr ihren Glauben diktiert bekommen und dessen von Religionsvertretern vermittelten Interpretationen, Inhalten und Dogmen einfach so annehmen. Letzteres ist unter anderem die Folge der Aufklärung, der industriellen Revolution mit der allmählichen Zunahme des Wohlstands auch bei einfachen Leuten, des allgemeinen Bildungswesens mit der Zunahme des Wissens, der Literatur, der Wissenschaften, des Liberalismus und heutzutage des Fernsehens und des Internets mit ihren umfangreichen Informationsquellen. Und viele Menschen haben heutzutage einfach mehr Zeit, um über ihre Spiritualität nachzudanken.
Die nun aufkommende Verwendungsmöglichkeit künstlicher Intelligenz beim gemeinen Volk wird zu einer immensen Vergrößerung des Wissens aller Menschen weltweit führen, nicht schnell, aber beständig. Keine Religion wird sich bald mehr unter ihrer dogmatischen Haube verstecken können, denn kritische Fragen an die KI enthüllen sehr interessante und von menschlichen spirituellen Überzeugungen freie und unabhängige Antworten, welche es vor der KI schlicht nicht gab oder das Wissen für Laien weitgehend unzugänglich war. Jeder, der sich traut einem Priester seine Zweifel anzutragen, wird es wohl ähnlich ergehen wie mir. Einen Versuch ist es jedenfalls wert, um dessen Antworten zu beurteilen.
Leider beenden heute viele Menschen ihren Glauben an Gott oder er wird für sie zur unbedeutenden Nebensache. Es gab und gibt viele Gründe, die Kirchen hinter sich zu lassen, jeder Einzelne hat dabei seine eigene Geschichte. Um aber ihre weiterhin vorhandenen spirituellen Bedürfnisse zu decken, wenden sich viele an esoterische Künstler jeder Art und verfangen sich somit in einer Art Scheinwelt ohne wirkliche Spiritualität und Erkenntnisgewinn. Denn wer das Nichts predigt, wird auch nichts ernten. Oder wer im Nichts herumstochert, findet auch nichts.
Solange sich die abrahamitischen Religionen nicht von ihren Dogmen befreien, werden immer mehr Menschen ihnen den Rücken zukehren oder Religion für ihr Leben als unwichtig einstufen. Die von Jesus in sich selbst entdeckte, von ihm verkündete und durch die Schriften seiner Zeit dokumentierte universelle Menschenliebe aber, die weit über die meist als karitativ eingestufte Nächstenliebe hinausgeht, ist die einzig wahre und wichtigste Botschaft des Gottesknechts. Genau diese Botschaft eröffnete sich mir als tiefe, aber vollkommen unbeschreibliche und völlig ohne Vorahnung oder Ziel entstandene emotionale und mentale Erfahrung, unmittelbar vor meiner Begegnung mit Gott, dessen Fingerabdruck seitdem in meiner Brust eingebrannt ist.
Die universelle Liebe als Mysterium
Jesaja schildert in seinem 6. Buch eine eigene Gottesbegegnung mit ausgiebiger Konversation mit ihm. Solche Konversationen sind regelmäßige Bestandteile im Alten Testament unterschiedlicher Propheten und wichtiger Personen von Adam und Eva bis zur Ezechiel. Auch Jesus, Maria, Paulus, Petrus und Johannes sprachen laut den Schriften mit Gott direkt. Nach dieser Zeit erzählten christliche Mystiker wie Theresa von Ávila, Hildegard von Bingen von direkter Konversation oder Ansprache von Gott in der Sprache des Ortes und der Zeit der mit ihm kommunizierenden Menschen. Die meisten schriftgelehrigen Mystiker erzählten aber von ihren Erkenntnissen, welche ihnen aus ihrem mystischen Erlebnis heraus im Laufe der Zeit bewusstwurden.
Jedenfalls sind dokumentierte Worte, welche Gott direkt an Menschen gerichtet hat und als solche wahrgenommen wurden, rar und liegen meist sehr lange zurück. Jedefrau und jedermann können daran glauben oder nicht, denn Zeugen, welche mitgehört haben, gibt es nicht. Worte aus dem Munde Gottes, der zwar in seiner unendlichen Größe befähigt ist, das Universum und das Leben zu erschaffen, der aber keinen Mund und keinen mehrsprachigen, der Zeit angelehnten dialektischen Wortschatz besitzt, können aber nur mystische Gedanken von Menschen oder Träume sein. Denn zum Sprechen braucht man Luft aus einer Lunge und eine Atmosphäre, welche die Schallwellen verbreitet, einen sehr weit entwickelten Kehlkopf, Zähne, eine Zunge und Übung. Und wenn Gott zuhört, braucht er auch ein Ohr. Auch ein Dornenbusch tut sich schwer, physikalisch notwendige Voraussetzungen zum sprechen zu liefern.
Meine eigene in vollem Bewusstsein erlebte mystische Begegnung mit meiner Seele und Gott beinhaltete jedenfalls keine gehörten Worte Gottes oder Gebote. Solch direkten Worte Gottes waren und sind überhaupt nicht möglich, sondern meine Begegnung mit ihm war eine rein menschliche tiefe Erfahrung, bei der ich die befreiende Gnade des Empfangs des Geistes von Gott erfuhr. Eine solche Erfahrung ist jedem Menschen zu Lebzeiten möglich, weil wir alle dieses Potential in uns tragen. Genau dies war die erste Erkenntnis unmittelbar nach meinem mystischen Erlebnis als sündiger und unwürdiger Knecht.
Jesus war ein großer Mystiker, der die Menschenliebe in seiner universalen Bedeutung in sich entdeckte und verkündete und dessen Botschaft der Liebe für alle Zeiten Gültigkeit hat, denn diese ist an nichts gebunden, an keine Naturgesetze, an keine Gebote oder Dogmen, an keine religiösen Konstrukte, an keine Schriften, völlig ohne Machtanspruch, frei von allen Bedingungen und völlig unabhängig von allen Welt- und Gottesbildern dieser Erde:
<<< Liebt einander! >>>
Die Menschenliebe mit ihrer verbindenden Natur von Gott zu allen Menschen ist das eigentliche Mysterium unserer menschlichen Existenz, welche sich nicht aus wissenschaftlichen Erkenntnissen oder theologischen Interpretationen heraus ergründen lässt, sondern nur miteinander erlebbar ist.