Die Gottesgeburt meiner Seele – Mystische Erfahrung und spirituelle Erkenntnis

 Gottesgeburt, Tigersprungschlucht, Jinsha River, Yunnan, China, 1761 m NN, eigene Aufnahme 2009

Tigersprungschlucht, Jinsha River, Yunnan, China, 1761 m NN, eigene Aufnahme 2009 

Wer nur ein paar Minuten Zeit hat, hier der direkte Zugang zu meinem mystischen Erlebnis, welches denen der früheren Mystiker im Kern ähnelt. Alle Erkenntnisse der Mystiker entstammen aber aus dem jeweiligen Wissen der Zeit, auch meine:

Das Feuer in meiner Brust  

Lesezeit für alle Texte circa zwei Stunden:

Schnellzugriff zu Textmarken dieser Seite:  
Das Universum   Die Entdeckung des Lichts   Unterstützung durch Gott   Die Gabe der Kunst   Die Wege zu Gott   Die alten Schriftgelehrten
Jesus   Wunder der Schrift   Wiederauferstehung der Menschen   Wunder des Lebens - Rettung aus dem Eis   Das Gute und das Schlechte  
Relativität   Schamanen Der Missionar   Das zarte Fleisch   Empathie   Die Annäherung   Die Ratschläge der Schriftgelehrten   
Das Feuer in meiner Brust   Folgen   Fazit

Interne Links: (keine externen Links vorhanden)
Meister Eckhart und die Gottesgeburt meiner Seele mit mystischen Gedichten   Gelebte Feindesliebe   Kriegsdienstverweigerung   Menschenführung, aber wie?  
über mich

Unterhaltungen mit Gemini KI:
Das Universum   Die Entdeckung des Lichts   Die Gabe der Kunst   Jesus   Das Feuer in meiner Brust  

Prolog

Die universelle Liebe der Mystiker

Mystiker wie ich wurden in unserem christlich geprägten Kulturkreis zu allen Zeiten als Ketzer verdächtigt oder heilig gesprochen, falls sie weiterhin ins Schema passten und deren mystische Erlebnisse als zusätzliche Bestätigung der Glaubensinhalte herhalten konnten. Neuzeitliche Mystiker haben aber seit der wissenschaftlichen Revolution vor circa 400 Jahren nur noch wenig gemeinsam mit der Erwartungshaltung der Religionen. Sie fühlen sich aber mit den alten Mystikern durch ihre gemeinsame Erkenntnis der universellen Liebe verbunden. Besonders durch die Entdeckungen der Astronomie und Biologie mit den Entdeckungen von Urknall und Evolution, erweiterten sich die Erkenntnisse aus mystischen Erlebnissen erheblich.

Der Mystiker Meister Eckhart schrieb im 14. Jahrhundert über die Gottesgeburt der Seele. Er sprach auch die einfachen, theologisch ungebildeten Menschen an, um ihnen seine spirituellen Erkenntnisse nahe zu bringen. Und er sprach wohl als erster über die Fähigkeit selbst erlangter spiritueller Erkenntnis von allen Menschen und über den zeit- und raumlosen Seelengrund. Seiner Verurteilung als Häretiker entkam der Kirchenlehrer, Prior und Vikar des Dominikanerordens nur durch seinen vorzeitigen natürlichen Tod.

Die Vorstellung zu wissen, was Gott will, ist in vielen Religionen weit verbreitet. Die in vorchristlicher Zeit aus ethischen und religiösen Traditionen entstandenen Gebote wurden im Judentum in der Tora schriftlich fixiert und später vom Christentum übernommen. Jesus stellte diese Gebote in den größeren Zusammenhang der universellen Menschenliebe, die jedem Menschen innewohnt und ihn zu einem Leben in Freiheit und Würde befähigt.
Der Prophet Mohammed betonte die Menschenliebe ebenfalls, verankerte sie jedoch stärker als soziale und gemeinschaftliche Verantwortung, die auch rechtlich gestaltete Formen annehmen kann.

Alle monotheistischen Religionen und wohl die meisten anderen Religionen und Weltanschauungen enthalten die karitative Nächstenliebe als wichtigen Wert in ihren jeweiligen Botschaften an die Menschen. Ihre tätige Unterstützung besonders Hilfsbedürftigen gegenüber verdient zeitlos und uneingeschränkt tiefe Anerkennung und Unterstützung. Die weltweiten karitativen und medizinischen Einrichtungen aller Art sorgen sich aktiv um die ihnen anvertrauten Menschen. Unzählig viele Menschen und Pflegekräfte umsorgen ihre Angehörigen oder Patienten oder kümmern sich aus eigenem Antrieb um hilfsbedürftige Menschen. Ohne sie alle wäre die Welt ärmer.

Mein Wandel

Nach meinem eher von Überheblichkeit, Egoismus und Selbstverliebtheit geprägten Leben als junger Mann wurde mir eines Tages die Gnade teil, die Fingerspitze Gottes zu berühren, ähnlich, wie es Michelangelo in der sixtinischen Kapelle gemalt hat. Dieses urgewaltige Erlebnis meines Lebens liegt nun schon über 30 Jahre zurück und davon und seinen Folgen berichte ich nun hier.

Seitdem ist die Menschenliebe als Fingerabdruck Gottes auf meiner Brust eingebrannt und diente damals als Passwort für die Begegnung mit meiner Seele und Gott. Das Gebot von Jesus die Menschen zu lieben, wird im Neuen Testament meist als Nächstenliebe ausgedrückt. Die Nächstenliebe wurde aber oft nur mit der barmherzigen Bereitschaft zur Hilfe für Arme und Bedürftige interpretiert, was den Kern von Jesus' Botschaft nicht trifft, sondern nur einbezieht. Die Menschenliebe, wie Jesus sie verkündete ist aber sehr viel mehr als die karitative Bereitschaft Armen und Bedürftigen zu helfen. 

Die Entdeckung und meine Erkenntnis der Menschenliebe, wie ich sie bei meiner mystischen Begegnung mit Gott im tiefsten Sinne erfahren habe, geht ein großes Stück weiter als die üblicherweise interpretierte Form der Nächstenliebe, wie sie beispielsweise Matthäus in seinem Weltgericht in Kapitel 25 beschreibt (siehe weiter unten). Die Menschenliebe ist keine religiöse Verpflichtung, sondern das Wesen der Seele selbst. Sie ist eine tiefe Grundhaltung zu sich selbst und allen anderen gegenüber, deren Entdeckung das ganze Leben zu sich und anderen neu gestaltet und neu formt. Die Entdeckung der Menschenliebe in meiner Seele ist der persönliche Urknall all meiner eigenen Erkenntnisse und die Menschenliebe ist meine einzige direkte und immerwährende Verbindung zu Gott und allen Menschen. Deren Entdeckung war ein tiefes persönliches Erlebnis und befreite mich von allen Einflüssen und Überzeugungen des vorherigen Lebenswegs. Was schon immer war, gelangte ans Licht.

Wer die Menschenliebe als Quelle und Wesen seines Seins entdeckt, wird in vollkommener innerer Freiheit neugeboren.

Erfahrungshorizonte

Tiefe mystische Erfahrungen in unserer Zeit sind eher die Ausnahme in unserer oft hektischen von Medien geprägten Welt, die uns kaum noch Raum für eine innere Einkehr zulässt. Denn die Begegnung mit unserer eigenen Seele und Gott erfordert einen Zeitraum des Alleinseins. Auch der Geburt eines neuen Menschenkindes geht eine Zeit der Einwicklung und Vorbereitung voraus, genauso verhält es sich mit einer Gottesgeburt der Seele.

Die kommenden Zeilen beschreiben meine sich im Laufe der Zeit entwickelten Erkenntnisse aus der Begegnung mit meiner Seele, soweit sich ein solches Ereignis überhaupt in Worte fassen lässt. Das dabei erlebte strahlend helle Tor zur zeit- und raumlosen Dimension Gottes und die direkte Erfahrung seiner Liebe waren ein Gnadengeschenk am Ende eines tiefen Selbstfindungsprozesses, wie bei vielen Mystikern aller Zeiten und Regionen. Auch überzeugte Atheisten haben solche mystischen Erfahrungen erlebt und fanden neue Wege und Erkenntnisse für sich. Alle Menschen, welche den Glauben an ein höheres Wesen oder einer übergeordneten Wahrheit in sich tragen, egal ob mit oder ohne Religionsangehörigkeit und unabhängig von Kultur und persönlicher Vorgeschichte, sind spirituell Erleuchtete. Es gibt nur den Glauben an eine übergeordnete Wahrheit, welche ich in meinen Texten als Gott bezeichne, die das Universum erschaffen hat und nicht den Glauben an von Menschen formulierte Dogmas. Aber warum streiten sich dann verschiedene Religionen seit tausenden von Jahren blutig um die Wahrheit der Erleuchtung? 

Nun, dies hat wohl erheblich mit den Schriften zu tun, welche uns übermittelt wurden und uns so einen direkten Zugang zu den Gedanken von Schriftgelehrten oder Propheten geben. Alle diese Schriften sind menschlichen Ursprungs und erzählen von deren spirituellen Erkenntnissen an das jeweilige Wissen der Zeit und an den moralischen Zeitgeist angelehnt. Diese Schriften sind Dokumente und Inspiration aus Menschenhand, nicht mehr. Die Wahrheit über das Wesen und den Ursprung Gottes und den Grund seiner Schöpfung bleibt uns für immer verborgen, aber wir können unseren eigenen Sinn und unser Wesen entdecken und dürfen dabei die Fingerspitze Gottes berühren. Insofern bin ich ein sündiger und unwürdiger Knecht, der seine Gedanken hier niederschreibt.

Ich schildere hier den Ablauf meines tiefen Gottes- und Seelenerlebnisses vor langer Zeit und berichte über deren Folgen.

Viele Menschen zu allen Zeiten haben tiefe mystische Erfahrungen erlebt, ohne diese jemals aufgezeichnet zu haben. Sie zeigen sich auf unterschiedliche Weise, aber in ihrem innersten Wesen haben sie eines gemeinsam: Sie offenbaren uns das Licht unserer Seele und ihre göttliche Natur, die in jedem Menschen wohnt. Wer in sich geht, kann sie entdecken. Meine Worte sind subjektiv, aber das Erlebte ist echt. Es hat mein Leben wirksam verändert.

Hinweise:

Klarstellung: Alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Kultur, Herkunft oder Glaubensrichtung auf der ganzen Welt sind gleichwertige Menschen. Alle auf Menschen bezogene Worte im Text beziehen alle Menschen ein!

Diese Seiten werden auf allen Geräten, auch auf Handys, an deren Formaten automatisch angepasst.

Bei Übersetzungen in andere Sprachen wird das Wort Nächstenliebe oft im Sinn von karitativer Liebe übersetzt (Bsp. charity in English). Auch im Deutschen wird dieses Wort meist als karitative Liebe verstanden. Jesus entdeckte in sich aber die alles umfassende Menschenliebe mit der Paulinischen Bedeutung der universellen Liebe: Agápē (Koine-Altgriechisch).

Außerdem trenne ich die Begriffe Heiliger Geist und Geist Gottes. Der Heilige Geist ist laut Dogma der drei großen christlichen Kirchen die dritte Person Gottes und wird im Text nur in Zusammenhang von Aussagen der Kirchenlehre erwähnt. Der Geist Gottes ist sinngemäß im Text aber der Geist, den Gott jedem Menschen durch seine Seele verleiht.

Jeder gläubige Mensch hat seinen eigenen Weg zu Gott oder einem höheren Wesen gefunden und alle Religionen, der Buddhismus und andere spirituelle Gemeinschaften rund um die Welt bieten geistige und bauliche Räume an, ihre Spiritualität miteinander zu teilen. Selbstverständlich achte ich alle religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisse und erzähle hier von meinem eigenen Bekenntnis, welches wie alle Glaubensbekenntnisse in keiner Weise über oder unter anderen Bekenntnissen steht. Ich besuche gerne jede Art von Orten und Plätzen mit spirituellen Charakter und drehe bei Gelegenheit auch gerne Gebetsmühlen im Tibet und schaue gelassen den wehenden Gebetsfahnen zu. Leider wird ein Besuch von Jerusalem und Mekka ein Traum bleiben, denn meine große Reiselust ist mittlerweile eingeschlafen.

Sachlich formulierte und konstruktive Kommentare via Email in jeder beliebigen Sprache sind natürlich erwünscht, auch eigene spirituelle Erfahrungsberichte jeder Art. Alle mit nicht gepflegten Umgangsformen formulierte Emails werden nicht beantwortet. Meine Email-Adresse finden Sie im Link oben "über mich".

Die zahlreichen Recherchen zu den Inhalten aller Testamente und sonstigen Schriften habe ich mit bestem Wissen und Gewissen durch kritische Fragestellungen mit Hilfe der kostenlosen Versionen von Gemini-KI oder ChatGPT durchgeführt. Teilweise habe ich die Antworten der KI's wörtlich hier farblich eingestellt. Die dann hier erstellten Texte wurden grundsätzlich auf Logik und, wo nötig, sorgfältig auf Übereinstimmung mit anderen Quellen mittels der KI geprüft. Die Zitate der Testamente stammen, soweit nicht anders angegeben, aus der Einheitsübersetzung der Universität Innsbruck. Bei meiner mehrere Monate dauernden Recherche ging es mir in erster Linie um die kritische Bewertung der Bibel und der Testamente zu dogmatischen Festlegungen der christlichen Kirchen, insbesondere der katholischen. Auch der Laie aus dem einfachen Volk darf seinen Glauben selbst erleben und darüber nachdenken. Und viele andere werden dies auch tun, ganz nach Karl Rahner:

Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat oder er wird nicht mehr sein.

Das Universum

Genesis 1

Warum das Universum erschaffen wurde, wissen wir nicht und werden es nie erfahren. Es ist uralt und womöglich unendlich groß. Wir nehmen seine Existenz wahr und können es beobachten und einen Teil davon erforschen. Außerhalb unserer Erde nehmen wir mit unseren Augen und Teleskopen nur unbelebte Materie und Energie wahr wie die Sonne, ihre Planeten und Monde, ebenso das aus unterschiedlicher Vergangenheit stammende Licht der sehr weit entfernten Sterne und Galaxien und deren Staub und Gase, welche nach urgewaltigen Sternenexplosionen entstanden sind und aus denen letztlich alles Leben besteht. Möglicherweise gibt es weiteres Leben im Universum, aber es ist zu weit weg, als dass wir ihm jemals vor Ort begegnen könnten.

Die unbelebte Natur im ganzen Universum benötigt jedenfalls von Beginn an seit fast vierzehn Milliarden Jahren keinen Gott, der sich um sie kümmern und sie gestalten müsste, sondern handelt ausschließlich auf Basis von Naturgesetzen wie Schwerkraft und atomaren Kräften, welche der Urknall gebar. Getrieben vom deterministischen Chaos entstanden im Laufe der Zeit alle Objekte des Universums, jedes einzigartig, doch allesamt geformt von den vorbestimmenden Naturkräften des Urknalls. Die Teleskope eröffnen unseren Augen heute die unfassbare Schönheit des Tanzes der Planeten und ihrer Monde, der Gestirne und Galaxien bis tief in die Zeiten nach der Schöpfung zurück.

Alles, was das Universum benötigte, um sich zu entwickeln waren Zeit, Raum, Energie und die unveränderbaren elementaren Naturgesetze des Schöpfungsakts des Universums. Die unbelebte Natur erschafft sich aufgrund ihrer Naturgesetze völlig unbeeinflusst selbst und vergeht im Schlepptau ihrer eigenen Gesetze wieder. Und keineswegs denken Steine über einen Schöpfer nach, denn sie haben kein Gehirn.

Gott als Schöpfer des Universums stimmte seine Naturgesetze in einzigartiger Weise miteinander ab und sorgte dafür, dass sich das Universum ohne sein Zutun entwickeln konnte. Sein perfektes Rezept für die gedeihliche Entwicklung des Universums führte letztlich zur Entstehung unserer Sonne mit ihren Planeten vor circa fünf Milliarden Jahren. Unser Planet Erde mit all seinen Meeren und Kontinenten lieferte vor circa drei Milliarden Jahren die Grundlage für die Entwicklung des Lebens. Heute schreiben wir die Geschichte des Lebens mit auf diesem schönsten Planeten des gesamten Weltalls. Sind wir dem würdig?

So ähnlich hätten vielleicht die Autoren der jüdischen Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis einige Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung ihre Erzählung über die Erschaffung der Welt aufgeschrieben, wenn sie mit dem Wissen unserer Zeit ausgestattet gewesen wären. Weltbilder stammen also immer aus dem Zeitgeist und dessen Wissen über die Natur heraus. Wer weiß schon, wie in tausend Jahren Weltbilder ausschauen?

Das Universum ist eingebettet in die raum- und zeitlose Urdimension Gottes und dessen Grundlagen sind das göttliche Rezept der Naturkräfte und das göttliche Rezept des Lebens.

Auf dieser Seite stelle ich mein Weltbild mit demjenigen der christlichen Kirchen gegenüber:

Vereinbarkeit der Natur des Universums mit dem christlichen Glauben

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Die Entdeckung des Lichts

Genesis 2

Auch der Ursprung des Lebens auf der Erde vor über drei Milliarden Jahren wird uns immer verborgen bleiben, denn die Transformation toter Materie zum Leben auf unserer Erde ist und bleibt ein unergründliches Geheimnis.

Wenn Gott der Schöpfer allen Lebens war, wie es in der Bibel steht, trat er genau zu diesem Zeitpunkt in Erscheinung, als sich erstes Leben bildete, nämlich winzige Blaualgen oder deren Vorgänger, welche zusammen mit Viren, Bakterien und Kleinstlebewesen über zwei Milliarden Jahre die Urmeere bevölkerten, bevor die Evolution dem Leben im Wasser neue Wege bahnte.  

Der Sapiens und wohl auch längst ausgestorbene Menschenarten, welche den Lebensraum mit uns teilten, wie der Neandertaler, Denisova-Mensch, Homo floresiensis und Homo naledi und andere als quasi Endprodukte der Evolution bis heute, hatten und haben nun die Möglichkeit, über ihren Ursprung nachzudenken und tun dies seit einigen hunderttausend oder Millionen Jahren ihren geistigen Möglichkeiten gemäß. Das Verlassen seiner horizontalen Sichtweisen, welche das Überleben in seinen ungeschützten Habitaten prägte und das nächtliche Aufrichten seiner Augen zu Mond und Sternen eröffnete ihnen eine völlig neue Gedankenwelt. Losgelöst vom Alltag entwickelte sich bei unseren Vorfahren beim Anblick des über den Nachthimmel langsam wandernden Sternenmeers eine emotionale Bindung zur Natur und aus dieser Bindung heraus entstand wohl auch das Nachdenken über einen Schöpfer und einen Gott.

Ausgerechnet die unbelebte Natur der Sterne, die wie die Sonne das Licht aus ihrem Innersten heraus in das Universum bringen, zündete eine tiefe Erfahrung der Hominiden mit sich selbst. Womöglich war das Licht der Sterne sogar einer der Funken der Frage nach dem Warum und drang tief in die Seelen unserer Vorfahren ein und entfachte ein inneres Feuer, welches seitdem nie mehr erlosch.

Bewusstsein und Seele

Woher kommt unser Bewusstsein und was ist eigentlich die Seele?

War ein Sapiens der erste sich selbst bewusste Mensch oder einer der älteren Neandertaler oder ein anderer gemeinsamer Vorfahre oder wer überhaupt. Adam oder Eva können es nicht sein, denn alle Sapiens stammen aus der Gattung Homo und sind Nachkommen aus Zeugungsakten und nicht entstanden aus der Hand Gottes aus Lehm oder der Rippe Adams. Laut Genesis 1 + 2 hat Gott nämlich zuerst den Mann nach seinem Abbild geschaffen und nach einigem Nachdenken auch die Frau aus der Rippe des Mannes, die ihm helfend zur Seite stehen sollte. Auch die Erschaffung einer Seele nach dem Zeugungsakt im Ei einer Mutter ist eine interessante theologische Vorstellung im Angesicht von Gottes universaler Größe. Unsere Seelen stammen aber aus der uns umgebenden immateriellen raum- und zeitlosen Dimension Gottes, einer Art Urdimension, aus der unser Raum-Zeitkontinuum durch den Urknall herausgequollen ist. Unsere Seelen sind somit immaterieller, raum- und zeitloser Bestandteil seiner Schöpfung von Anfang an.

Die Seele des Universums, welche wir meist als persönlichen Teil unserer eigenen Existenz wahrnehmen ist unsere direkte Verbindung zu Gott und allen Menschen

Die Seele des Universums ist also kein rein individueller Bestandteil unseres Körpers, unseres Geistes und unseres Verstandes, mit der wir dennoch mit unserem aus der Evolution stammenden Bewusstsein wohl als einzige Lebewesen dieser Erde direkten Kontakt aufnehmen können. Bei meinem mystischen Erlebnis bin ich der Seele des Universums direkt begegnet, welche nichts anderes ist, als Gott selbst. In meinen Texten spreche ich immer aus der Sichtweise einer persönlichen Seele.

Auf dieser Seite stelle ich den Unterschied meiner Begrifflichkeit der Seele zu kirchlichen Lehren vor:

Seele des Universums

In die Nähe an mein Verständnis von der Seele des Universums kommen einige fernöstlichen Konzepte, wenngleich meine Vorstellung auf eine Urdimension beruht.

<Nach dem Vaishnavismus beschreibt die Seele des Universums die göttliche Essenz, die durch das gesamte Kosmos strömt und in Gottheiten wie Vishnu und Krishna verkörpert wird. Diese Essenz wird als grundlegende Kraft angesehen, die alles Leben und Existenz durchdringt, sowie als Bewusstsein, das alle Wesen miteinander verbindet. In anderen Religionen wird die Seele des Universums oft als spirituelle Verbindung zu Gott und zur Schöpfung betrachtet. Sie symbolisiert die allumfassende Natur des Göttlichen und die zentrale Rolle, die es im Universum spielt.>  (entnommen aus Wisdom Library).

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Die Gabe der Kunst

Die ersten Seelenerfahrungen unserer Vorfahren können wir nur erahnen, wenn wir versuchen uns in ihre Zeit hineinzuversetzen. Die Sorge um die Erledigung der Alltagsaufgaben wie Jagen, Sammeln, Kochen und Kinderhüten war zusätzlich geprägt von der ständigen Furcht vor Fressfeinden, Feinden unserer eigenen Art und anderen Gefahren der Natur. Unsere aufrecht gehenden Vorfahren lebten in einer menschenfeindlichen Natur und jederzeit drohte Gefahr. Die Rückzugsorte mussten gut ausgesucht und geschützt sein. Der Anblick der Sterne in den Lücken der sich wogenden Baumkronen oder die Sicht auf die unzähligen Sterne vor dem Hintergrund der Milchstraße an den dürftig gesicherten Höhleneingängen hinterließ Spuren in den Gedanken und in der Gefühlswelt unserer Urahnen. 

Von diesen Spuren der Seelen unserer Vorfahren ist so gut wie nichts übrig geblieben, es gibt keine Aufzeichnungen ihrer Worte und Taten und erst seit einigen zehntausend Jahren erschufen sie magische Höhlenmalereien, die uns ihre Gedankenwelt ein Stück näherbringen. Picasso sagte einmal gemäß Berichten von seinem ersten Besuch einer dieser Höhlen, dass sich die Malerei seither nicht weiterentwickelt hat, „Wir haben nichts dazu gelernt!“, ein sehr bemerkenswerter Hinweis auf unsere eingebildete ach so fortgeschrittene Zivilisation. Vielleicht kann man dieses Zitat auch in andere Bereiche der Kunst und Kreativität transferieren, wie Musik, Tanz, Bildhauerei oder Schauspiel, denn diese gab es auch schon lange vor unserer Zeit und jede Art von Kunst und Kreativität ist einfach nur eine gleichwertige Neuinterpretation längst vorhandener Fähigkeiten und eröffnen somit unseren Herzen und unserem Verstand ein Stück weit die Spuren der Seelen unserer Vorfahren.

Vor vielen Jahren bei einem Besuch einer Kunstausstellung in Berlin fiel mein Blick auf ein Bild mit Noten und sofort schoss es mir aus der Kehle, das ist Johann Sebastian Bach. Der Titel des Bildes offenbarte dann meinen musikalisch ungebildeten Gedankenblitz, es war tatsächlich eine malerische Interpretation der Noten von Bach. Womöglich sind alle Arten von Kunst und Kreativität im Kern dasselbe. Und wo unterscheidet sich unsere Kunst von der der Tiere oder Pflanzen. Die künstlerisch anmutenden Bewerbungsriten um die Gunst der Partnerin von manchen Vögeln, Kriechtieren oder Fischen sind faszinierend und stehen unserer Fähigkeit zur Kreativität in Nichts nach. Die lebendige Natur hat die Kunst entdeckt, wir erschaffen unsere kreativen Räume unserer Art gemäß und wir dürfen sie mit unseren Sinnen bestaunen.

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Unterstützung durch Gott

Achtsamkeit und Warnung

Das Bewusstsein, welches uns vor langer Zeit durch die Evolution des Lebens aus dem Fundus unserer direkten Vorfahren geschenkt wurde, hat gute und schlechte Seiten, mit denen wir selbst umgehen müssen. Gott hilft uns nicht direkt, unsere Entscheidungen zu treffen, indem er uns seine Gedanken ins Ohr flüstert, indirekt aber sehr wohl. Wir allein haben die volle Verantwortung für unser Tun der Natur und uns selbst und unseren Mitmenschen gegenüber. Gott begegnet uns eher selten und offenbart sich in uns durch unsere Seele in welcher Form auch immer. Er erzeugt vielleicht ein inneres Unbehagen oder ein Achtsamkeitsgefühl oder ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur oder mit unseren Mitmenschen, aber er entscheidet nicht für uns und er formt nicht unsere Gedanken. Er tadelt oder straft nicht, er lobt nicht und belohnt uns nicht. Er bringt uns keine Krankheiten und auch keinen Regen. Aber er besänftigt und hilft uns mit unserer Seele und seiner Liebe.  

Die Seele ist der Bote Gottes in uns. Sie begleitet uns während unseres Lebens in der diesseitigen Welt und achtet auf uns selbst und andere Mitmenschen. Die Seele warnt auch vor schlechten Entscheidungen, wenn man bereit ist, ihre Signale anzunehmen. In meinen sehr jungen Jahren begegnete ich wortlos zwei einfach, aber gut gekleideten, wie Zwillinge aussehenden, männlichen Engeln etwas abseits meines Fußwegs, deren überdeutlich in meinem Herzen spürbaren Warnsignale ich aber leider ignorierte und einer schlechten Entscheidung bewusst den Vorzug gab. Die Missachtung der Signale dieser mystischen Begegnung bewegt mich bis zum heutigen Tag und die Szene der Begegnung mit den Engeln habe ich immer noch sehr lebendig in Erinnerung, als wäre sie erst gestern geschehen. Ob es nun Engel im religiösen Sinn waren oder nur von mir wahrgenommene Erscheinungen, mag mal dahingestellt sein. Zusammen mit meiner bei ihrer Begegnung gleichzeitig wahrgenommen Warnung meiner Seele stellten sie für mich einen realen Bezug her. Und diese Engel passten damals in keiner Weise ins Bild meiner kleinen Stadt in den 70iger Jahren.

Ihre Signale der Achtsamkeit können aber auch Leben retten, was mir mehrere Male als Autofahrer geholfen hat, schon eine Weile vor dem Erkennen einer unmittelbaren Gefahr ahnungsvoll auf die Bremse zu treten, wenn Kinder, ohne dass ich sie vorher sehen oder hören konnte, unvermittelt vor mir auf den von mir schon oft zuvor benutzten Fahrweg rannten oder mit ihrem Fahrrad vor mein Auto fuhren. Meine Seele, und nur diese, hat mich vor den schlimmsten Alpträumen bewahrt, die mich bis zu meinem Lebensende quälen würden, wenn ich durch das Autofahren ein Kind getötet hätte. Ich kann mich auch heute noch bis ins Detail der Kinderrettungen vor Jahrzehnten durch meine Seele erinnern. Die vorausgehende Ahnung, dass sich hinter einem parkenden Auto ein kleines, vielleicht dreijähriges Mädchen befand und für mich unsichtbar und unbedarft auf den Fahrweg rannte oder hinter einer Hausecke verborgen ein Fahrrad von einem vielleicht zwölfjährigen Jungen ohne eigene Achtsamkeit gesteuert auf meine Vorfahrtsstraße zuraste, konnte mir nur meine Seele in Verbundenheit mit den Seelen der Kinder signalisieren, denn mein Verstand und meine Sinne wären dazu niemals in der Lage gewesen. Beide Kinder waren direkt vor meinem Auto zum Stehen gekommen, welches unmittelbar davor durch meinen vorausahnenden Bremsvorgang in dem Moment bereits stand. Meine mit den Seelen der Kindern verbundene Seele, welche gleichzeitig die Seele des Universums ist, rettete uns alle.

Gott ändert also nicht den Lauf der Geschichte, denn das kleine Mädchen entschied selbst loszurennen oder der Junge mit dem Fahrrad fuhr schon eine Weile schnell auf die Kreuzung zu, warum auch immer. Gott verhinderte die unbedarfte Handlung der Kinder nicht, sondern gab mir durch meine Seele ein deutlich vernehmbares Signal, welches mir bewusst machte, dass da etwas nicht stimmte und ich reagierte unmittelbar darauf, ohne nachzudenken. Meine Seele, quasi als mein sechster Sinn, erkannte wohl die gefährliche Nähe der Seelen der Kinder, Gott sei Dank!

Hilfe durch Beten

Durch das Gebet nehmen wir Kontakt mit unserer Seele auf. Jesus hat seinen Jüngern und somit auch uns allen das Vater Unser gelehrt, als sie ihn fragten, wie man betet. Es ist das Heilige Gebet aus uralten Zeiten und fasst frühere jüdische Gebetsformeln zusammen. Gott öffnet sich dem Menschen durch das Gebet und seine Liebe wird dadurch erfahrbar. Mehrere Vater Unser vertreiben mir jeden Alptraum auf wundersame Weise. Aber kein Gebet hilft, seine Gesetze des Universums und der Natur zu beeinflussen. Wer betet, dass er nicht sterbe, wenn er sich von den Klippen stürzt, wird keine Hilfe erwarten können, denn die Schwerkraft als Bestandteil seines Schöpfungsrezepts des Universums ist durch Wunder nicht zu täuschen. Ebenso ist das Beten um Regen sinnlos, denn Gott beeinflusst nicht seine Naturgesetze, welche alleine bestimmen, ob Wolken heranziehen oder eben nicht. Auch die Gesetze des Lebens sind von Anfang des Lebens an unveränderbar. Gott heilt deshalb keine Krankheiten, denn Gesundheit, Krankheit und Tod sind fester Bestandteil seiner Naturgesetze des Lebens. 

Selbst wenn unheilbare Menschen wieder gesund werden, ist auch dies in seinem Rezept des Lebens enthalten, auch wenn wir uns dies nicht erklären können. Deshalb ist auch die Frage "wie kann Gott dies zulassen?", wenn eine junge Mutter oder ein kleines Kind an Krebs stirbt, ein Irrtum. Gott mischt sich nicht in seine Naturgesetze ein, nur weil wir uns dies wünschen. Dennoch geschehen unerklärbare Ereignisse, welche sich dem Verstand entziehen und welche die Naturgesetze in Frage stellen können. Diese Wunder sind allerdings nicht durch Gebete hervorgerufen, sondern geschehen auf unerklärliche Weise und bewegen unsere Herzen.

Der Irrglaube der Herrschenden

Gott ist nicht derjenige, welcher etwas zulässt oder verursacht, befiehlt oder verhindert, so wie Naturkatastrophen, Hungersnöte, Kriege oder Völkermorde. Es war der größte und nachhaltigste, aber aus dem Nichtwissen der damaligen Zeit nicht ungewöhnliche Irrtum der Protagonisten der meisten antiken Religionen, welcher Gott oder Götter zu Handelnden oder Beeinflussern ihrer Geschicke machten. Auch viele Jahrhunderte nach Jesus bis in unsere heutige Zeit hinein wurde und wird von nicht wenigen Herrschenden und deren geistigen und körperlichen Handlangern auf die Vorstellung eines strafenden und handelnden Gottes zurückgegriffen, um Gewalt, Mord, Kriege und Verfolgung zu rechtfertigen, völlig ungeachtet der universellen Botschaft von Jesus der aktiven und gelebten gewaltfreien Menschenliebe, welche sich auf alle Menschen dieser Erde bezieht. 

Die schlimmste aller Folgen des Glaubens an einen steuernden Gott ist die Selbstgefälligkeit zu wissen, was Gott für richtig hält, also seinen vermeintlichen Willen zu erkennen, welcher nichts anderes ist, als der Eigene. Von Religionsfürsten abgesegnete oder tolerierte und dadurch vom Volk als gerecht empfundene Kriege, egal wo auf der Welt, sind eine Art neuzeitliche Kreuzzüge im spirituell antiken Gewand. Wer Menschen mit dem eingebildeten Rücken Gottes töten lässt, um eigene Ziele durchzusetzen, egal aus welcher Motivation heraus, tötet neben einer Unzahl von Menschen auch die Verbindung zu seiner eigenen Seele und zu Gott. Die meisten Kriegsherrn der Geschichte hatten die Rückdeckung Gottes oder von Göttern entweder durch die geistliche Obrigkeit abgenickt oder toleriert und wenn nicht, dann selbst eingebildet. Die sechs Millionen Juden und viele andere, dem Rassismus und der Menschenverachtung zum Opfer gefallene "Randgruppen" der Gesellschaft wurden in den von den Nazis kontrollierten Gebieten von Christen ermordet. Doch nicht der eingebildete Wille Gottes stand hinter diesen Gräueltaten, sondern die menschenverachtende Unlogik der damaligen Führung, der so viele christliche Landsleute blind geglaubt haben. Der von Joseph Goebbels in Auftrag gegebene und aktiv mitgestaltete antisemitische NS-Propaganda Film "Jud Süß" aus dem Jahre 1940 wurde in Deutschland und in den politisch von den Nazis beeinflussten Gebieten Europas von über 20 Millionen Menschen gesehen. Gezwungen in die Kinos zu gehen wurde keiner von ihnen. Der Name Joseph ist übrigens hebräischen Ursprungs und bedeutet "Gott möge hinzufügen" oder "Gott fügt hinzu" und steht laut KI für Widerstandsfähigkeit, Vergebung und Gottes Fürsorge!

Papst Pius XII. verzichtete in der Nazizeit auf eine klare der Weltöffentlichkeit zugängliche Botschaft der Verurteilung der Verbrechen der deutschen politischen Führung. Er befürchtete wohl mit Recht, dass die Nazis gegen die Kirche, katholische Geistliche und Gläubige Rache nehmen würden und die Lage der Juden in den besetzten Gebieten noch verschlimmern würde. Seine indirekten Reden und Schriften gegen den Rassenwahn und totalitäre Ideologien und seine geheim durchgeführten Unterstützungsmaßnahmen für die Juden zeigten aber seine fürsorgliche Grundhaltung gegenüber den von vielen geächteten Menschen deutlich. Weder Gott, noch ein Papst oder sonst ein Mensch kann die Verführer und/oder Herrscher und deren Taten aufhalten, egal ob sie durch Wahlen, durch Protektion oder durch Putsch an die Macht gelangten.

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Die Wege zu Gott

In unserer Zeit wird es immer schwieriger, die nächtlichen Seelenerlebnisse unserer Vorfahren nachzuvollziehen. Zu sehr sind wir in unseren von der Zivilisation und von der Gesellschaft geprägten Alltag eingebunden. Unser täglicher Trott bestimmt unser Leben und wir werden ständig durch die Medien abgelenkt, welche uns auch noch das ganze Leid dieser Welt täglich vor Augen halten. Wo bleibt für uns noch Zeit, innezuhalten und unser eigenes Feuer zu erkunden?

Die Worte „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt“ kam mir vor Jahren mal beim Fernsehen zu Gehör. Soweit ich mich erinnere, war dies die spontane Antwort von Papst Benedikt XVI, der auf eine Frage eines Journalisten im Vorbeilaufen antwortete, bevor er in sein Auto einstieg. Nichts ist an dieser Antwort falsch.

Jeder Mensch trägt seinen eigenen Zugang zum Göttlichen in sich. Es gibt keine Gebrauchsanweisung für Gott. Keine Checkliste, kein geistiges Navigationsgerät. Jeder Weg ist anders so einzigartig wie jeder Mensch.

Deshalb kann uns kein religiöses System, keine Technik oder kein spiritueller Ratgeber die Tür zu Gott öffnen. Sie kann nur von innen aufgehen.

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Die alten Schriftgelehrten und ihr geistiges Vermächtnis

Der Herr der Heere

Keine der Schriften der alten und neuen Testamente inclusive der Briefe der Apostel sind in ihrer Originalform erhalten. Es existieren nur noch Kopien, im Auftrag verfasst von gelehrigen Schreibern, welche wiederum nur Kopien von Kopien erstellt haben. Es gibt wohl den Hinweis im Brief von Paulus, dem nicht nur meiner Meinung nach eigentlichen Religionsgründer des Christentums, an die Galater (Gal 16,11-18), dass er eigenhändig ein paar Zeilen verfasst hätte. Dennoch ist der Inhalt jeder Schrift menschengemacht, also subjektiv und fehlbar, wie meine eigene. Oft wird der Wunsch zur Wirklichkeit erhoben und jede mündliche oder schriftliche Vermittlung von Glauben und Wissen beruht auf die Zeit seiner Vermittlung. Wir sollten deshalb die alten Texte so nehmen wie sie sind, nämlich als mit bestem Wissen und Gewissen verfasste Erkenntnisse mit dem Hintergrund ihres Zeitgeistes. Dabei müssen wir immer ein Auge darauf haben, welche Texte manipulativ und inszeniert sein könnten. Dies gilt natürlich auch für alle Informationsquellen unserer Zeit.

In den frühen Hochkulturen waren die Schriftgelehrten oft Tempelpriester und gehörten immer zur Oberschicht. Sie konnten lesen und schreiben, ein seltenes Privileg, und wurden so zu selbsternannten Dolmetschern zwischen Menschen und Gott. Doch sie taten dies nicht nur als Chronisten, sondern auch als Deuter, Gestalter und Visionäre. Ihre Texte erzählen Geschichten aus dem realen Leben, welche immer auch im religiösen Zusammenhang formuliert waren. Gott wurde als Gebieter und Lenker des menschlichen Schicksals verstanden und konnte nach Auffassung der damaligen Zeit in den meisten Kulturen der Erde nach Belieben in die reale Welt eingreifen. 

Da in der Antike vornehmlich an einen strafenden oder helfenden Gott geglaubt wurde, der meist auch der Herr der Heere (wie bei Jasaja), also ein dem eigenen Stamm helfender Kriegsgott war, drückten sich die Schriftgelehrten mit der angenommenen Rückendeckung ihres Stammesgottes oft sehr martialisch aus, wenn es um die Bekämpfung der Feinde ging. Die alten Schriften kann man deshalb nur unter Berücksichtigung des damaligen Glaubens an einen die Feinde und Sünder strafenden Gottes lesen, ohne das Buch gleich wieder zuzumachen. Wenn Jesaja in seinem prophetischen Gericht über die feindlichen Völker auch deren Kinder durch den Willen Gottes zerschmettern und abschlachten lässt (Jes 13,16 und Jes 14,21), beschreibt er die Unterstützung Gottes mit der dem Zeitgeist entsprechenden Vorstellung vom Willen des Herrn der Heere. Von universeller Menschen- und Feindesliebe wusste Jesaja jedenfalls noch nichts. Erst Jesus verkündete wohl die universelle Menschen- und Feindesliebe als Erster nachhaltig, welche in den Schriften später viel zu schnell als karitative Liebe uminterpretiert wurde und er stellte den in der Antike geprägten vermeintlichen Willen Gottes nicht in Frage.

Die Schriftgelehrten dachten sich mit ihrem vornehmlich schwarz-weiß geprägten moralischen Gedankengut für ihre Feinde oder die Sünder die unvorstellbar grausamsten Strafen aus, alle gerechtfertigt durch den vermeintlich erkannten Willen Gottes. Aber sie schrieben auch ihre Visionen auf, welche Jahrhunderte später als Prophezeiungen dienten, und für allerlei Interpretationen herhalten mussten. Die Kommunikation über Jahrhunderte hinweg war eben eine Mode der antiken Zeit.

Durch die Vorstellung der direkten Einflussnahme Gottes in menschliche Geschicke, konnte er loben und bestrafen und aufgrund seiner göttlichen Macht zukünftige Ereignisse voraussehen und steuern. Interessanterweise hat sich diese Vorstellung von Gott bis in unsere Zeit bewahrt, und zwar in allen abrahamitischen Religionen. Dieses Gottesbild stammt aus Zeiten der großen Unwissenheit über Physik, Chemie, Biologie, Astronomie, Geologie, Psychologie, Anthropologie, Medizin und alle anderen Wissenschaften. Gott war Allwissender, Denker und Lenker und strenger Richter über die Taten der Menschen. Eine andersgeartete Vorstellung über Gott war aufgrund der rein spirituell und auf den Menschen zentrierten Logik und deren daraus entstehenden Konstrukten kaum möglich. Die Schriftgelehrten und Propheten dachten in denselben Kategorien, was blieb ihnen auch anderes übrig im Angesicht einer flachen Erde und eines sich über ihre Köpfe von Ost nach West hinweg bewegenden Himmel mit seiner Sonne, seinem Mond und seinen Sternen. 

Der Sonnengott

Dabei hatte jede der alten Kulturen ihren eigenen Gott oder Götter, welche den Herrschern die Rechtfertigung über Bestrafung und Krieg gab. Die Selbstermächtigung der Herrscher über Moral und Sitte wurde durch die Überzeugung genährt, dass Gott sie selbst gesandt hätte, um seinen Willen zu erfüllen und viele erhöhten sich sogar zu Göttern mit dem Risiko, selbst für Ungemach verantwortlich gemacht zu werden.

Letzteres widerfuhr in eindrücklicher Art und Weise Pharao Amenophis IV alias Echnaton, dem seine Familie liebenden und im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Nachfolgern eher gemäßigten Herrscher Ägyptens im 14. Jahrhundert vor unserer Zeit, welcher den Eingott-Glauben an den Sonnengott Aton begründete. Seine möglicherweise durch ein mystisches "Licht"-Erlebnis bewirkte radikale Abkehr vom alten Vielgötter-Glauben und seiner eigenen Einschätzung nach, selbst der Sohn Atons zu sein, befähigte ihn als Herrscher Ägyptens seinen Glauben in allen politischen und gesellschaftlichen Belangen durchzusetzen und für die ca. 16 Jahre seiner Herrschaft zu etablieren. Er behauptete, anders aber ähnlich wie Paulus, das göttliche Wesen erkannt zu haben, was in der Ägyptologie als möglicher Hinweis für ein Zeichen oder einer Vision interpretiert wird.

Quellen:

Große Aton-Hymnus (gefunden im Grab des Eje in Amarna). Der Hymnus konzentriert sich ausschließlich auf den Sonnengott Aton (die Sonnenscheibe). Er beschreibt Aton als den einzigen Schöpfer und Erhalter des gesamten Lebens, sowohl in Ägypten als auch in fernen Ländern. Echnaton positioniert sich im Hymnus als der einzige Mensch, der Aton wirklich kennt.
>Der zentrale Vers lautet sinngemäß: "
Niemand kennt dich außer deinem Sohn Echnaton. Du hast ihn in deine Pläne und deine Macht eingeweiht." (Übersetzung variiert)

Siehe Brief Paulus an die Korinther 1 Kor 13,12 in seinem Hohen Lied der Liebe: "Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin."

Für mich sind dies eindeutige Anzeichen für ein mystisches Erlebnis Echnatons. Da aber wahrscheinlich eine Seuche alle seine sechs noch jungen Töchter von seiner Frau Nofretete und sicher auch viele Ägypter vor dem Ende seines eigenen Lebens dahinraffte und überdies ein verlorener Abwehrkrieg gegen die Hethiter seine Glaubwürdigkeit als allmächtiger Gott und Pharao erschütterte, wurde seine neue Religion nach seinem Tod schnell wieder durch die alte ersetzt. Dies gelang auch deshalb so zügig, weil Echnaton die vorigen alten Priester nicht beseitigen ließ, warum auch immer.

Der Wille Gottes

Viele der alten biblischen Schriften sind mit Bildern und Übertreibungen versehen, die beeindrucken sollten: Menschen, die 900 Jahre alt wurden, Väter von hundert Kindern, die Vernichtung alles Lebens durch Gott als Bestrafung, die Arche Noah, welche die Rechtschaffenen und die Tiere rettete, die Spaltung des Meeres für Moses Volk und so weiter und so fort. Es war eine Sprache der damaligen Zeit, eine Sprache des Staunens und der Furcht, nicht der Wissenschaft, denn die Menschen der alten Zeiten wussten nichts von Urknall, der Evolution und von Chromosomen. 

Die Menschen damals wussten auch überhaupt nichts über die schon immer automatisch ablaufenden Mechanismen und Abläufe der Natur. Also musste der Wille Gottes die Ursache für Erdbeben, Dürre, Hochwasser, Hungersnot und was auch immer für Naturkatastrophen sein. Und da man den Willen Gottes in seiner bestrafenden und zerstörerischen Kraft zu erkennen glaubte, transformierte man alles andere auch zu einem von Gott gelenkten Willen wie der berühmte "Wille der Götter" bei den alten Römern oder deren jeweils spezifischen Bedeutungen im jüdischen und christlichen Glauben wie "der Wille Gottes" oder "es ist dein Wille". Primar geht es bei diesen Gebetsformeln um die Anerkennung eines wie auch immer gestalteten Willen Gottes für sein eigenes Leben, so als ob der Mensch wüsste, was Gott will.

Besonders die Deutung eines Willens Gottes des früheren christlichen Klerus von der Antike bis zum Mittelalter die religiösen Schriften wörtlich zu nehmen und zu bewahren, führte quasi zu einem Denkverbot der ihnen anvertrauten Gläubigen. Dadurch ging ein unendlich großes Potential des menschlichen Verstandes für lange Zeit verloren, der die spirituelle und moralische Entwicklung der Menschheit über Jahrtausende bis in unsere Jetztzeit hinein hemmte und die Fortschritte der Wissenschaft lange Zeit besonders im christlich geprägten Abendland erheblich eindämmte. In früheren Zeiten war es lebensgefährlich, sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beschäftigen oder diese sogar zu veröffentlichen, denn die Kirche hatte das Monopol über die Interpretation aller Erkenntnisse ihrer Zeit mit der Allmacht Gottes im Rücken. Auch das bis heute nicht entschlüsselte Voynich Manuskript verfasst im frühen 15. Jahrhundert von wahrscheinlich vier Autoren gehört wohl dazu, welches das damalige Wissen über Astronomie, Astrologie (Anm.: =reiner Aberglaube), Biologie, Pharmazie und Medizin eindrucksvoll bildlich darstellt und alle Texte dazu in einer Geheimschrift formuliert.

Der Glaube an die Schrift

Ist nun die Zeit gekommen, das Gottesbild und auch das Menschenbild im theologischen Sinne zu ändern und die alten Lehren über Gott wertschätzend zu archivieren, wie man es mit den raren dokumentierten wissenschaftlichen Erkenntnissen der alten Zeiten schon längst tat? Aus traditioneller theologischer Sicht jedenfalls bis zum heutigen Tage nicht. 

Zukünftige Generationen werden mit Hilfe ihrer Suchmaschinen und der dann sehr weit fortgeschrittenen künstlichen Intelligenz womöglich irgendwann nachlesen können, wie sich das antike Gottesbild vielleicht Mitte des dritten Jahrtausends zu einem von eigener Erkenntnis getragenen, universalen Gottesbild geändert hat und über das Ende unserer heute noch weit verbreiteten antiken Denkweise über einen strengen und allwissenden alleinigen Gott der Menschen. Die mächtigen Bauten der Religionen mit ihren sehr eindrucksvollen Kunstwerken werden dann wohl zu Museen umfunktioniert und unsere Nachfahren in Erstaunen über die Nachhaltigkeit der antiken Religionen versetzen. Denn im Sinne der Spiritualität stecken wir immer noch sehr tief in der Antike fest, viel zu tief.

Heute noch nehmen viele Gläubige aller Schriftreligionen die Texte der alten Schriftgelehrten im Vertrauen auf die Unfehlbarkeit jeder Silbe wörtlich, besonders in den vielfältigen ultrakonservativen religiösen Gemeinschaften der USA. Doch wer sich mit Herz und Verstand nähert, erkennt: Die Bibel ist keine wissenschaftlich abgesicherte Niederschrift, sondern ein Spiegel der Suche nach Verbundenheit mit Gott, entstanden aus dem antiken Welt- und Gottesbild eines kleinen Volkes im Osten des Mittelmeeres. Und ich empfinde große Bewunderung und Respekt vor dieser menschlichen spirituellen Leistung vor tausenden von Jahren und allen sich daraus entwickelten Religionen.

Die Bibel ist voll von Erzählungen aus dem Leben der damaligen Zeit und dem Versuch, eine göttliche Beziehung dazu herzustellen, nicht erkennend, dass Gott sich nicht permanent in unser Denken und Handeln einmischt. Genauso wenig, wie Gott den Lauf der Gestirne festlegt, mischt er sich nicht in unsere Entscheidungen ein, genauso wenig wie in die Jagd einer Katze. Wenn wir uns Gott annähern wollen, müssen wir zuerst uns selbst und unsere Natur verstehen lernen.

Die alten Schriftgelehrten waren Kinder ihrer Zeit. Ihre Erzählungen entstanden in einem bestimmten kulturellen, politischen und religiösen Kontext. Sie versuchten, spirituelle Ordnung und Richtung zu geben und gestalteten moralische Gebote und Verhaltensweisen, oft aus ehrlichem Antrieb aufgrund der Maßstäbe ihrer Zeit, aber auch, um zu beeinflussen oder zu kontrollieren.

Im Lauf der Geschichte entstanden daraus Institutionen, Priesterkasten, Tempel und Kirchen, Orte der Orientierung, aber auch der Macht. Und mit ihnen entstanden Religionen, jede mit ihrem eigenen Wahrheitsanspruch. Doch im Kern aller Religionen geht es um dasselbe: das Unerklärliche. Das Göttliche. Die Sehnsucht nach dem Sinn. Die Wege dorthin mögen verschieden sein, genauso wie deren Ausdrucksformen. Doch der Ursprung dieser Suche liegt in jedem Einzelnen, unabhängig von jeder Lehre oder jedem Dogma.

Wenn die Menschen zur Zeit Jesu in einer liebevollen, gerechten und friedlichen Welt gelebt hätten, wäre dann die Botschaft von der Menschenliebe noch notwendig gewesen?

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Jesus und die Menschenliebe

Die Natur von Jesus

Die Eliten des Christentums haben im Laufe der Jahrhunderte eine konsistente und dogmatische Theorie zur Natur von Jesus entwickelt, welche auf spirituell logischen Bausteinen aufgebaut wurde. Jesus war danach ganz wahrer Mensch und ganz wahrer Gott in einer Person. Als wahrer Gott konnte er aber nur ein vom Heiligen Geist verkündeter und von einer Jungfrau geborener, vollkommener Mensch ohne (Erb-) Sünde sein, der allen menschlichen Versuchungen widerstand. Nur diese göttliche und menschliche Vollkommenheit und seine alle Menschen umfassende Liebe verlieh ihm die Fähigkeit zur Erlösung aller Menschen von ihren Sünden, was er durch seinen Tod am Kreuz vollendete. In der etwa dreijährigen Zeit seines Wirkens in Teilen Israels beglaubigte er seine göttliche Natur durch unzählige Wunder und durch seine bezeugte Wiederauferstehung nach seinem Tod.

Eine gewaltige Geschichte fürwahr und es wert, sehr tief darüber nachzudenken. 

Paulus erschuf Jesus als Messias

Wie im Neuen Testament berichtet wurde, stammte Jesus wohl aus einer Handwerkerfamilie und seine Jünger und Zuhörer kamen aus demselben Milieu, waren also kaum Schriftgelehrte, sondern hörten den Worten der Prediger in den Tempeln, Synagogen und anderen Plätzen zu. Seine wohl aus eigener innerer Erfahrung und Erkenntnis heraus entstandenen Botschaften an seine Mitmenschen verbreiteten sich jedenfalls rasch und wurden erst später nach seinem Tod durch die neuen Schriftgelehrten christlichen Glaubens mit deren eigenen Worten und Interpretationen formuliert und aufgeschrieben. 

Allen voran durch die Briefe des ehemals Pharisäers und seinen eigenen Worten nach eifrigsten Christenverfolgers Paulus von Tarsus, der Jesus nicht persönlich kannte, wohl aber durch ein mystisches Erlebnis den Willen zur Umkehr erlangte. Seine dabei verinnerlichte tiefe Erkenntnis der Menschenliebe, wie sie auch Jesus zuvor erkannte, ist deckungsgleich mit der aus meiner erlebten Mystik heraus entstandenen Erkenntnis der Menschenliebe während meines Selbstfindungsprozesses, aber nicht seine aus seinem mystischen Erlebnis abgeleiteten weiteren Erkenntnisse, welche vornehmlich an den spirituellen jüdisch geprägten Zeitgeist mit dem Hintergrund der alten Schriften angepasst waren, denn Paulus interpretierte augenscheinlich die Person Jesus als den prophezeiten Messias nach den Vorhersagen des Jesaja und anderer Propheten und er war damit sicher nicht alleine. 

Die Erwartungshaltung von unten

Wie viel von den Schriften des Neuen Testaments den Worten und Taten von Jesus selbst entsprach, kann jedermann anzweifeln oder auch nicht, denn seine Unterschrift fehlt. Wohl keine einzigen seiner Worte wurde von den Menschen in den Dörfern vor Ort mitgeschrieben. Die Zuhörer waren sicher beeindruckt von seinem Charisma und seiner Redegewandtheit und lauschten seinen Worten über die Liebe und Gewaltfreiheit, verstanden diese und erzählten das Gehörte dann mit ihren eigenen Worten in ihrem Umfeld weiter und änderten womöglich ihre Haltung zu sich selbst und zu ihren Mitmenschen. In der Folgezeit nach seinem Tod wurde seine auf universelle Liebe basierende Botschaft neu interpretiert und den spirituellen Erwartungen der Zeit angepasst. Jesus wurde die Rolle des vorhergesagten Hoffnungsträgers und Erlösers von den Sünden zugerechnet und nur deshalb konnte überhaupt eine neue Religion entstehen. Der weit verbreitete Glaube an die Richtigkeit der alten Vorhersagen über einen von Gott gesandten Messias, wie er überall in der weitläufigen jüdischen Diaspora durch die damaligen Prediger verkündet wurde, war die willkommene Basis, mit der Paulus und andere ihre ausgefeilten Interpretationen über die Rolle von Jesus verbreiten konnten. Die ersten Religionsinhalte wurden später immer auch von den Erwartungen der breiten Masse beeinflusst. Die Annahme der Jungfräulichkeit Marias ist ein schönes Beispiel für die Integration der spirituellen Erwartungshaltung von "unten" in die Dogmen von "oben", wie sie in den griechischen Verbreitungsgebieten der Juden Jahrzehnte nach Jesus und Paulus Tod in den in Griechisch verfassten Evangelien entstand.  

Den Eifer der neuen Schriftgelehrten kann man durchaus mit dem Eifer der alten Schriftgelehrten vergleichen, denn Übertreibungen und Fantasien waren auch deren Stilmittel. Jesus umgab sich mit den einfachen Leuten seines Volkes. Er sprach zu ihnen mit verständlichen Worten und beeindruckte die Menschen sehr, und ganz sicher nicht in teils schwer zu verstehenden Gleichnissen und Formulierungen, wie sie später die neuen Schriftgelehrten gerne aufschrieben und zu deren Deutung man heute teilweise Wissenschaftler benötigt. Die gebildeten Schriftgelehrten schrieben auf, was sie aus Überlieferungen zu hören oder zu lesen bekamen, interpretierten diese und wollten sicher auch in ihren Werken glänzen und Jesus mit ihren gehobenen Worten auf eine für einen Messias angemessene Stufe heben. Die Stilmittel dazu entnahmen sie einfach aus den Schriften des Alten Testaments. Denn Jesus musste in der Vorstellung der frühen Christen der von Jesaja angekündigte Messias und Erlöser sein.

Jesus war aber wahrer Mensch und ein Mystiker, der die universelle Menschenliebe in sich entdeckte und deren Sinn und Wesen an seine Mitmenschen weitergab.

Auf dieser Seite stelle ich ausführlich meine Interpretation der Bedeutung von Jesus als Mensch und seine christliche Interpretation als Gottmensch gegenüber:

Jesus und die Menschenliebe

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Wunder der Schrift

Die kirchliche Lehre betrachtet den Heiligen Geist als den Inspirator aller Propheten und Evangelisten beider Testamente. Zwar entspringen deren teils martialische Formulierungen dem damaligen kriegerischen und oft auch apokalyptischen Zeitgeist, sind aber dennoch als gewollte Worte Gottes zu interpretieren. Wer also an den christlichen Gott glaubt, hat die Werke der Schreiber des Evangeliums als das lebendige Wort von Jesus zu akzeptieren, ebenfalls die Beschlüsse der kirchlichen Vertreter seit 2000 Jahren in ihren Konzilen. Mit dem gleichen Recht kann ich behaupten, dass meine Worte vom Geist Gottes inspiriert wurden, denn mein Körper und mein Verstand entstammen aus der selben Homo-Art Sapiens, wie wir alle. Wobei ich meine mentale Fehlbarkeit dennoch klar betone, denn jeder Mensch ist fehlbar wie alle Propheten, Jesus, und alle Evangelisten und späteren Deuter. Nur die mir von Gott offenbarte schon immer in mir existierende zeitlose Menschenliebe ist für mich die unfehlbare Verbindung zu ihm, welche in ihrer gelebten Form gänzlich ohne Worte auskommt.

Was beeindruckt die Menschen mehr als Wunder und außergewöhnliche Ereignisse. Es gibt Erzählungen von vielen Jungfrauengeburten in der Geschichte, Maria ist nur eine davon und klar, „Jesus wurde von einer Jungfrau geboren, das ist standesgemäß“, das sagte mir mal wörtlich und sehr eindringlich ein Priester, dem ich meine Zweifel antrug. Man kann aufgrund der früheren Unwissenheit einen Glauben auf Jungfräulichkeit einer Mutter noch einigermaßen nachvollziehen, aber ganz und gar nicht mehr in unserer heutigen aufgeklärten Zeit, in der die Verbindung der ursprünglich in der Pflanzenwelt entdeckten Chromosomen von Frau und Mann die physische Grundlage für die Vererbung sind.

Jungfräuliche Geburten von besonderen Persönlichkeiten oder Göttern waren früher lediglich Metaphern, um diese Personen oder sogar Götter als Bindeglied zwischen Göttern und Menschen zu erhöhen. In der Zeit nach Jesus war die Erhebung Marias zur Jungfrau ein eindrucksvolles Stilmittel für die Dokumentation des Ursprungs von Jesus, was mir der Priester wohl so verdeutlichen wollte. Jesus musste Krishna und Buddha gleichgestellt werden, um seine besondere Rolle klarzustellen, außerdem musste er als Gottessohn frei von Erbsünde sein. Die Wissenschaft hat diese auf Wunder basierende Vorstellung beim Menschen und in der gesamten Natur aber eine Absage erteilt, wobei eine mögliche jungfräuliche Herkunft der alten griechischen, römischen, oder sonstigen Götter natürlich poetisch unangetastet bleibt.

Auf dieser Seite stelle ich die insbesondere die Jungfräulichkeit von Maria und die göttliche Natur von Jesus detailliert in Frage:

Der Traum von Josef

Daraus:

...Jesus, dessen Botschaft der Liebe für alle Zeiten Gültigkeit hat, denn diese ist an nichts gebunden, an keine Naturgesetze, an keine Gebote oder Dogmen, an keine religiösen Konstrukte, an keine Schriften, völlig ohne Machtanspruch, frei von allen Bedingungen und völlig unabhängig von allen Welt- und Gottesbildern dieser Erde:  <<< Liebt einander! >>>

Die Menschenliebe mit ihrer verbindenden Natur von Gott zu allen Menschen ist das eigentliche Mysterium unserer menschlichen Existenz, welche sich nicht aus wissenschaftlichen Erkenntnissen oder theologischen Interpretationen heraus ergründen lässt, sondern nur miteinander erlebbar ist.

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Wiederauferstehung der Menschen

Nachdem ich meine eigenen Erkenntnisse zur biologischen Natur von Jesus und mein Welt- und Gottesbild umfangreich dargelegt habe, möchte ich auch auf meine Erkenntnis zur menschlichen Wiederauferstehung eingehen. 

Das Judentum, das Christentum und der Islam begründen sich auf die seit jahrzehntausende alte Vorstellung und Hoffnung der Menschen auf ein ewiges Leben nach dem Tode. Die alten Ägypter sorgten sogar mit riesigen Pyramiden für ein angenehmes Weiterleben einiger ihrer Herrscher. Frühzeitliche Grabbeigaben belegen ebenfalls den spirituellen Glauben auf ein Leben nach dem Tode. Die Vorstellung auf ein ewiges Leben ist also einer der wichtigsten Gründe für das Entstehen von Religionen aller Art seit Menschengedenken. Der Gedanke an den Verlust eines bewussten Lebens durch den persönlichen Tod ist schier unerträglich für uns alle. Die wirtschaftlich und sozial benachteiligten Menschen erhoffen sich einen Ausgleich durch ein angenehmeres Leben nach dem Tod und mächtige und reiche Menschen erhoffen sich ein Weiterleben ihrem irdischen Güter- und Machtstand gemäß, wie früher die Pharaonen. Aber die große Furcht, das Bewusstsein und den Verstand zu verlieren, teilen alle gemeinsam, mich eingeschlossen.

Ich glaube jedenfalls nicht an eine Wiederauferstehung einer verwandelten Art meines Körpers, meines Bewusstseins und meines Verstandes, auch nicht in einer angeblich von Jesus oder anderen alttestamentarischen Propheten vorhergesagten transzendenten Form als Engel oder dergleichen, fliegend wie ein Vogel in einer bodenlosen Umgebung. Mit so vielen körperartigen Geistern in zig milliardengroßer Anzahl und vielfältigen Charaktereigenschaften möchte ich weder in einem wundersamen Himmel noch in einer wundersamen Hölle ewig zusammenleben. Ebenfalls nicht zusammen mit ganz anders geformten Geistern aus Milliarden Jahren alten und aus zig Billionen Planeten stammenden beseelten, bewussten und intelligenten Wesen mit ihren Sprachen, Dialekten und Formen, welche womöglich denselben Glauben an eine Wiederauferstehung haben und die meisten längst als Art ausgestorben sind.

Denn wer an Gott als seinen Schöpfer hier auf unserer Erde glaubt, muss nach den heutigen Erkenntnissen der Wissenschaft von der Größe des Universums auch daran glauben, dass Gott auch der Schöpfer von allem Leben im Universum ist, unabhängig davon, ob wir unsere bewusst denkenden und spirituell erleuchteten Schwestern und Brüder im All entdeckt haben oder nicht. Denn wenn wir sie in ferner Zukunft durch Signale aus dem All oder durch andere Kommunikationsformen entdecken, stürzt das menschengebundene kleine antike Gedankengebäude von Gott ein, wie ein Kartenhaus im Wind, ähnlich wie die alte Vorstellung von der Erde als Zentrum der Welt. Dann müssen wir uns endgültig darauf besinnen, unseren Planeten als den einzigen lebenswerten Ort zu schützen und uns endlich zusammenraufen, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.

Unsere früheren Brüder und Schwestern, welche die unvorstellbare Größe des Universums noch nicht kannten, konnten sich anders geartetes bewusstes Leben im All überhaupt noch nicht vorstellen. Ich denke deshalb, dass erst ein völlig neues Ereignis wie die Entdeckung außerirdischer Intelligenz (ETI) die Menschheit zur Besinnung bringt. Wenn wir weitere intelligente Lebewesen entdecken, wird sich die Einstellung zueinander möglicherweise verändern und den globalen Fokus auf eine friedlichere Weltordnung ohne Waffen legen. ETI kann wohl auch im Einzelfall ein persönlicher Trigger sein, seine Spiritualität zu transformieren z.B. durch das Starten eines Selbstfindungsprozesses wie bei mir, denn ETI würde sicher viele zum Nachdenken über sich selbst bewegen.

Die Transformation des antiken Gottesbildes im globalen Sinn würde aber eine von "unten" geforderte Instanz benötigen, welche glaubhaft eine Lösung für eine neue spirituelle Orientierung aller anbieten kann. Eine solche Instanz sehe ich jedenfalls nicht in den heutigen Religionen und Philosophien, da diese im Falle der Entdeckung einer anderen sich selbst bewussten Intelligenz heutzutage an ihre Grenzen mit ihren zu engen, in der Antike geprägten Gottesbildern und Menschenbildern stoßen würden. Die dann erforderliche neue universelle Ethik aus reiner Vernunft und mystischer Erfahrung könnte zu einer Art transformierter Prophetie von Jesaja passen, mit der Menschenliebe von Jesus als Basis für ein Wirken aus einer Art von globalem Friedenfürstentum. Erst eine Art von Vereinigung von Theologie, Mystik, Kosmologie und Ethik führt zu einem kosmischen Humanismus, der einem göttlichen und menschlichen Anspruch für eine evolutionäre spirituelle Weiterentwicklung unseres Geistes und dessen Vernunft gerecht werden könnte, wenn so eine Vorstellung überhaupt im Angesicht der bisherigen von Egoismus und Gewalt geprägten Weltgeschichte realistisch ist. Aber nur eine friedliche Gemeinschaft aller Menschen im übertragenen Sinne von Jesaja 49.6, in der jeder Einzelne von uns zum Licht für die Völker wird, kann die große Vision des alten Propheten erfüllen. 

Unzählig viele Religionen und Glaubensrichtungen seit sehr langen Zeiten stellen sich mit ihren Visionen, Begräbnisriten und Konstrukten eine Wiederauferstehung und ein ewiges Leben im Jenseits in irgendeiner Form mit menschlichen Eigenschaften, Bewusstsein und Verstand vor. Die im Diesseits von Gott stammende gelebte Menschenliebe dagegen ist konkret miteinander erfahrbar und für deren vielfältige Erfahrungen bin ich unendlich dankbar. Ich persönlich habe mich von allen Denkweisen und Vorstellungen befreit, welche ich im Religionsunterricht und in der Kirche gehört habe, außer der Botschaft von Jesus der Menschenliebe und deren schriftlich dokumentierte Interpretation von Paulus in seinem Hohen Lied der Liebe, und bin schon lange aus der Kirche ausgetreten. Ich konnte das Glaubensbekenntnis nicht mehr mit einem guten Gewissen aufsagen. Nur die in einer nicht beschreibbaren einzigartigen Art erlebte universale Menschenliebe während meines mystischen Erlebnisses gab mir damals die Gewissheit ihrer göttlichen Existenz als Kern meiner Seele. Ich lebe meine Menschenliebe so gut ich kann im Diesseits zusammen mit allen Menschen denen ich wo auch immer begegnen darf und warte nicht auf ein körperliches schwebendes Leben nach dem Tode in einem "wundersamen" luft- und bodenleeren Raum nach der Art heutiger Science-Fiction Filme.

Meine mit mir auf wundersame Weise verbundene göttliche Seele aber kehrt wieder heim in ihre göttliche Dimension und verweilt noch eine Weile in den Erinnerungen der diesseitigen Welt an mich.

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Wunder des Lebens - Rettung aus dem Eis

Wunder gibt es tatsächlich. Wunder treten allesamt spontan auf, nicht vorab gesteuert oder gewollt oder herbeigesehnt. Nein, Wunder geschehen gänzlich unerwartet, sie erstaunen uns nicht, sondern bewegen unsere Herzen.

Ich selbst war einmal Teil eines solchen Wunders, denn anders kann ich mir das Geschehnis nicht erklären. Als etwa zehn oder zwölfjährige Jungs liefen wir in den damals noch kalten Nachkriegswintern gerne mit unseren Schlittschuhen auf dem zugefrorenen breiten Fluss unseres Heimatortes umher. Schlittschuhe zu Freizeitzwecken waren damals Winterschuhe mit angeschraubten Kufen.

An diesem Tag wollten wir, wie schon die Tage zuvor, den Fluss überqueren, um auf die andere Seite zu gelangen. Wir waren zu dritt, ich voran, mein kleiner zehnjähriger Bruder und ein Freund mit Abstand hinterher.  Das Knistern des Eises war uns geläufig, also hatten wir keine besondere Angst davor. Auf der Höhe der Mitte des Flusses brach ich plötzlich ein und sank mit meinem Körper bis zum Hals in das an dieser Stelle nicht langsam fließende Wasser. Schnell drehte ich mich um und sah, wie sich die beiden wieder gen Ufer wandten. Ich hatte einen einfachen Baumwoll-Wintermantel an, der sich mit dem Wasser schnell voll sog und ich stemmte mich mit aller Kraft gegen die Strömung, indem ich heftig mit meinen Beinen und ihren spürbar schweren Schlittschuhen an den Füßen paddelte und mit meinen Händen das Eis vor mir in Richtung Ufer zerschlug, bis es nicht mehr brach. Wie es mir dabei gelang, nicht von der Strömung fortgerissen zu werden entzieht sich meiner Vorstellungskraft komplett, denn ich hatte ja nichts Griffiges zum Festhalten. Ich konnte nicht schreien, denn ich hatte mit dem Wasser zu kämpfen. Es blieben nur noch Sekunden, bis mir die Kraft entschwinden würde und der sichere Tod mich ereilte.

Dann nahm das Wunder seinen Lauf.

Mein kleiner Bruder hatte als einziger einen Eishockeyschläger bei sich und er kam zu mir in einem Bogen zurück. Hackte sich so gut als möglich in das Eis vor mir mit seinen Schlittschuhen und streckte mir den Schläger mit gebeugten Knien entgegen. Ich ergriff die hölzerne Kelle und er zog mich in einem Rutsch aus dem Wasser. Mein Bruder sagte nichts, er tat es einfach. Ich robbte mich einige Meter über das knackende Eis dem Ufer entgegen, dann stand ich auf und wir fuhren auf unseren Schlittschuhen zum Ufer zurück. Noch immer verharrten wir in Stille. Wir vereinbarten dann, von dem Geschehnis nichts unseren Eltern zu sagen und liefen nach Hause. Patschnass kam ich dort an und auf die Frage meiner Mutter, was denn geschehen sei, antworteten wir mit einer Lüge. Ich sei in den Buhnenteich eingebrochen, ein untiefer künstlich angelegter schmaler Seitenarm neben dem Flusslauf, wobei ich aber in der Nähe des Buhnenkopfendes in der Mitte des Flusses tatsächlich einbrach.

Wir haben erst nach etwa 20 Jahren meiner Mutter die Wahrheit gesagt. Entgegen allen Gesetzen der Natur, war meine Rettung ein Wunder, denn wir alle sind mit dem Leben davongekommen.
Heute glaube ich: Es war meine Seele, die ich dort im Wasser fand – und mein Bruder, der sie mir zurückgab.

Die von Gott stammende Seele des Universums hat bei jedem Wunder des Lebens ihre liebenden Hände im Spiel, denn sie wacht über uns und schenkt uns so einen Blick auf ihre zeitlose Liebe. 

Die Audio-Interpretation von Gemini KI zur Rettung aus dem Eis (mit Symbolbild, erstellt von der Gemini KI Version 2.5 Flash):

Rettung aus dem Eis

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Das Gute und das Schlechte

Die Erfindung des Teufels

Eine Art Hölle als Ort der Verdammnis gab es schon in der Vorstellung der alten Ägypter. Der Teufel als eigenständiger Widersacher Gottes mit einer eigenen Hölle ist eine Idee, welche erst in der Zeit des Christentums aufkam, im Judentum gibt es keine dem Christentum entsprechende Vorstellung von einem eigenständigen Teufel und keine Hölle, sondern nur untergeordnete Vorstellungen vom Satan und einen zeitlich sehr begrenzten Reinigungsort. Wie kann der Schöpfer des Universums und des Lebens einen persönlichen Widersacher haben und auch noch einen eigenen Ort, den er als quälender Topmanager verwaltet? Diese Vorstellung ist aus heutiger Sicht vollends absurd und nur durch die fantasievolle Vorstellung der Menschen in der Antike in ihren kleinen physischen und beschränkten mentalen Räumen erklärbar, denn deren Logik war eine rein spirituelle, mythologisch angehauchte ihrer Zeit und keinesfalls eine mit wissenschaftlichen Erkenntnissen angereicherte. 

Warum hat uns Gott unseren ureigenen Verstand in sein Rezept des Lebens eingepflanzt, wenn wir ihn heute nicht auch im spirituellen Sinn benutzen dürfen? Oder ist nur der vermittelte unerschütterliche und kritiklose Glaube an Dogmen die einzige Möglichkeit, um unsere spirituelle Bestimmung gemäß den Worten und Schriften der offiziellen Vertreter des geistigen Wissens festzulegen? Ich denke, wir können den Sinn und das Wesen unseres persönlichen Daseins durchaus selbst herausfinden, gänzlich ohne geistigen Beistand.

Jedenfalls haben wir heute eine durch die christliche Religion tief in uns eingepflanzte Vorstellung von der Hölle mit all ihren bildlichen Qualen und ein Fegefeuer, was uns einen wie auch immer gestalteten Bußraum auf Absühnen  unserer Schuld beschert, denn das sündige Leben haben wir ja dann längst hinter uns und dies alles kontrolliert von den Sphären des Himmels. Der strenge Herr, nicht die sanftmütige Frau des Himmels oder sein männlicher Sohn in Gestalt von Jesus, der sich für uns umbringen ließ, entscheidet sich in der Sekunde unseres Todes aufgrund unbekannter himmlischer Speichermedien für die eine Seele und schickt eine andere zum Teufel. Ganz davon abgesehen, dass in jeder Sekunde aktuell zwei Menschen im Schnitt auf der Welt sterben und dies eine permanente Mammutaufgabe für Jesus darstellt, ist diese Vorstellung vom Tod für mich der beste Trick der christlichen Religion und deren sie unterstützenden Herrscher, uns theologisch Unmündige durch immerwährende Furcht und beständige Hörigkeit im Zaum zu halten. Und Jesus soll alle unsere Gebete anhören und wenn möglich auch erfüllen und gleichzeitig auch noch die ewige Gastgeberrolle im Himmel nach unserem Tod einnehmen. Was erwarten wir denn eigentlich da von Jesus?

Folgende Vorstellungen der Religionen über Himmel und Hölle liefert ChatGPT:

<<Alle drei abrahamitischen Religionen — Judentum, Christentum und Islam — haben im Lauf ihrer Geschichte auch die Angst vor göttlicher Strafe eingesetzt, um Gläubige zur Einhaltung religiöser Gebote zu motivieren. Doch die Vorstellung von Belohnung und Bestrafung im Jenseits hat sich in jeder dieser Religionen sehr unterschiedlich entwickelt, und neben Angst spielten immer auch Hoffnung, Barmherzigkeit und die Sehnsucht nach Gott eine zentrale Rolle.

Im Judentum existieren verschiedene Vorstellungen vom Jenseits. In vielen rabbinischen Lehren gelangen die Seelen Gerechter nach dem Tod in einen Zustand des Friedens. Für Menschen mit moralischen Verfehlungen gibt es eine zeitlich begrenzte Läuterung („Gehinnom“), nach der auch sie zur Gemeinschaft der Gerechten finden können. Die Idee einer ewigen Verdammnis ist im Judentum meist zurückgewiesen. Grundsätzlich gilt das Jenseitsmodell für alle Menschen: Auch Nichtjuden können durch moralisches Verhalten Anteil an der kommenden Welt haben. Der Schwerpunkt des Glaubens liegt jedoch weniger auf dem Jenseits als auf der verantwortlichen Gestaltung des Lebens im Hier und Jetzt.

Im Christentum, insbesondere in seiner traditionellen Theologie, wird die unsterbliche Seele nach dem Tod unmittelbar gerichtet. Eine vollkommene Seele gelangt in den Himmel, eine Seele in schwerer Sünde in die Hölle. Für viele Gläubige existiert zudem ein Zwischenzustand — das Fegefeuer — als Ort der Läuterung auf dem Weg zur himmlischen Vollendung. Diese Sichtvarianten unterscheiden sich zwischen den Konfessionen: Manche Gemeinschaften kennen kein Fegefeuer, und heute wird zunehmend die Hoffnung betont, dass Gottes Gnade auch Menschen außerhalb des christlichen Glaubens erreichen kann.

Im Islam gibt es ebenfalls verschiedene Modelle des jenseitigen Übergangs. Seelen gelangen nach dem Tod zunächst in einen Zwischenzustand („Barzakh“), bis Allah am Tag des Jüngsten Gerichts über ihr endgültiges Schicksal entscheidet. Die Vergebung von Sünden erfolgt ohne Mittlerfigur unmittelbar zwischen Mensch und Gott. Auch hier ist die letztgültige Gnade Gottes ausschlaggebend: Viele Traditionen anerkennen, dass selbst Menschen außerhalb des Islams unter bestimmten Voraussetzungen in den Himmel gelangen können.

Trotz ihrer Unterschiede verbindet die drei Religionen die erwartete Vereinigung von Seele und Körper am Ende der Zeiten durch eine körperliche Auferstehung. Diese Vorstellung ist historisch gewachsen und geht in wesentlichen Teilen auf alte jüdische Ideen zurück, wurde aber im Christentum und Islam eigenständig weiterentwickelt. In dieser eschatologischen Sicht werden Menschen in einem jenseitigen Dasein belohnt oder bestraft — ein Prinzip, das stark an irdische Vorstellungen von Gerechtigkeit anknüpft, weil uns andere Maßstäbe schwer zugänglich sind.

So hoffen viele Gläubige auf göttliche Nähe und Erfüllung, während die Angst vor Strafe eine mögliche Kehrseite dieser religiösen Ordnung darstellt. Beide Beweggründe — Trost und Furcht — sind Ausdruck menschlicher Sehnsucht, Orientierung und Sinn zu finden. Doch im Zentrum bleibt letztlich die Frage, wie wir hier und heute leben: ob wir Liebe, Mitgefühl und Verantwortung füreinander ernst nehmen — unabhängig davon, welche religiösen Überzeugungen wir tragen.>>

Das Gute und Schlechte ist hausgemacht

Die Kirche sieht den Menschen als Abbild Gottes in den von ihr interpretierten Eigenschaften Vernunft, Geistigkeit, Herrschaft (über die Erde) und Beziehung. Dieses aus antiken Vorstellungen gewachsene Menschenbild ist aber wohl falsch, denn wir sind nicht wie Gott, was für eine Überheblichkeit, sondern aus der Evolution des Lebens mit all seinen Anforderungen ans Überleben sich entwickelnde Lebewesen auf dieser Erde. Denn Gott ist ein die Menschen und seine Schöpfung Liebender, und einzig nur diese nicht sexuelle Liebe ist die für uns erfahrbare Eigenschaft des Abbildes von Gott in uns, welche er uns durch die Seele geschenkt hat. Mehr wissen wir nicht über Gott. Und nur diese von Gott stammende allumfassende Liebe zu allen Menschen dieser Erde, egal aus welcher Kultur und Glauben, Charaktereigenschaften oder Farbe, befähigt uns auch zur Liebe zu allen in einer authentischen Art und Weise. Und nur die, befreit von religiösem Druck und Erwartungen verinnerlichte Menschenliebe, erzeugt ein echte Verbundenheit miteinander.

Vorstellungen über Gut und Böse und deren vermeintlich von Gott festgelegten Folgen sind allesamt höchst fragwürdig, denn nur wir selbst sind die Kontrolleure unseres Tuns durch immerwährende Reflexion und Lernfähigkeit. Furcht und Angst vor der Zukunft nach dem Tod sollten keine Grundlage für ein erfülltes Leben sein, durch welches unsere geistigen und spirituellen Potentiale gehoben und ausschöpft werden können. Die uns innewohnende Menschenliebe zeigt uns den Weg dazu.

Das Schlechte wie das Gute in uns ist ausschließlich durch unseren Weg als handelnder Mensch auf dieser Welt seit sehr alten Zeiten hausgemacht und das Schlechte wird uns von keinem Teufelswesen eingeflüstert oder ist keine Folge der Erbschuld. Wir haben nicht eine Gottesseele und gleichzeitig eine Teufelsseele in uns, die miteinander kämpfen. Das Gute und das Schlechte in uns gehört zu unserer Menschheitsgeschichte und unserem Charakter seit allen Zeiten des Menschseins, dessen gegensätzliches Wesen bereits unsere Vorfahren in sich trugen. Besonders unsere schlechten Charaktereigenschaften wie Neid, Missgunst, Habgier oder Übervorteilung gewannen zu Beginn unserer Sesshaftigkeit an Raum, als sich die ersten Berufsgruppen, verschiedene Hierarchien und unterschiedliche Wohlstandsformen entwickelten und die kleinen übersichtlichen Gruppen frühzeitlicher Jäger und Sammlerkulturen sich zu größeren anonymen Gemeinschaften mit vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen wandelten. Unter diesen städtischen Bedingungen konnten sich neue Formen des schlechten Charakters entwickeln oder alte Formen verstärken, welche vorher in kleineren Gemeinschaften wegen der persönliche Nähe zueinander eher unterdrückt wurden. Besonders das Oben-/Unten-Denken gewann in den neu entstandenen Hierarchien an Bedeutung, wobei die Priester neben den weltlichen Herrschern immer zur Oberschicht gehörten. 

Wir sind im Gegensatz zu Tieren gezwungen über unser Handeln nachzudenken, nur den geistig Behinderten können wir keine Schuld unterstellen. Wir töteten und töten unsere Feinde gemäß einer wie auch immer entstandenen Absicht, Haltung oder Planung. Dabei kann eine Überladung unserer Gefühle entstehen, welche sich in regelrechten Hass steigern kann. Tiere können nicht lieben oder hassen, wie wir Menschen es können. Wer hat sich noch nicht dabei erwischt, jemanden Unheil zu wünschen, auch wenn kein unmittelbares Handeln daraus folgte. An letzterer Stelle hilft mir eine rasche Reflexion über mich selbst.

Die Verteufelung von Menschen

Die religiöse Vermittlung von Glaubensgrundsätzen verlief über viele Jahrhunderte fast ausschließlich von oben nach unten. Dabei wurden Dogmen nicht aus Liebe vermittelt, sondern oft mit Druck und Angst durchgesetzt. Was im Namen des „wahren Glaubens“ eingefordert wurde, geschah nicht selten entgegen dem Geist der Nächstenliebe, den die Religionen eigentlich verkünden wollen. Gerade in der Geschichte der christlichen Kirche zeigt sich das besonders deutlich. Die Hexenverfolgungen sind dafür eines der schmerzhaftesten Beispiele. Unzählige unschuldige Menschen wurden verleumdet, gefoltert und hingerichtet und das mit religiöser Legitimation. Nicht „das finstere Mittelalter“ war die treibende Kraft dahinter, sondern kirchliche Autoritäten, die an eine reale Macht des Bösen glaubten und diese Vorstellung nutzten, um Angst zu erzeugen und Kontrolle auszuüben. Die aus Neugier oder unter Zwang zuschauenden Menschen von Hexenverbrennungen waren jedenfalls gewarnt, sich den verkündeten Wahrheiten der Kirche zu widersetzen.

Solche Verbrechen können nicht im Willen eines menschenliebenden, friedfertigen Gottes gelegen haben. Sie entsprangen menschlichen Fehlurteilen, Machtinteressen und Angst, aber sicher nicht der Botschaft Jesu. Wenn die Kirche Gewalt ausübt, hat sie sich von ihrem eigenen Auftrag entfernt. Es handelte sich um eine Ausübung menschlicher Macht, welche nichts mit dem Willen Gottes zu tun hatte. Nicht Gott hat versagt, Menschen haben versagt, obwohl sie behaupteten, in seinem Namen zu handeln.

Die Vorstellung eines Teufels als eigenständige Macht, die Menschen verführt oder Besitz von ihnen ergreift, ist aus meiner Sicht ein menschengemachtes Konzept. Sie entstand aus Angst und dem Bedürfnis, Unerklärliches zu kontrollieren oder Sünden von sich selbst wegzuschieben. Dieser Gedanke hat in der Geschichte unermessliches Leid bewirkt. Für mich bleibt daher klar: Die Quelle des Bösen liegt nicht in einer übernatürlichen Figur, sondern in den Schattenseiten menschlichen Handelns. Wenn sich die katholische und evangelische Kirche heute zu ihren historischen Fehlentwicklungen bekennen, ist das ein guter Schritt. Noch wichtiger aber ist, sich neu darauf zu besinnen, was das Herz jeder Religion sein sollte: Liebe, Mitgefühl und Achtung vor der Würde jedes Menschen, auch wenn er anderer Meinung ist oder zu einer anderen Religion gehört. Denn diese Werte sind glaubwürdiger Ausdruck eines göttlichen Willens und nicht die Gewalt, die einst in seinem Namen geschah.

Der Umgang mit Schuld

Das systematische Töten ganzer Völker oder Personengruppen aus Habgier oder Hass zieht sich seit tausenden von Jahren durch die ganze Menschheitsgeschichte hin und in Ermangelung von menschenfreundlicher Haltung, von Kompromissfähigkeit, von dem Treffen konstruktiver Vereinbarungen und der Suche nach friedlichen Lösungen ist kein Ende dieser niedrigsten Charakterstufe unseres Menschseins in Sicht. Genozide und Kriege werden total und unpersönlich durchgeführt, was einer Perversion des sogenannten vernunftbegabten Verstandes gleicht. Das Anzetteln oder das bewusste Töten von Menschen oder Kriege gegen sie aus religiösen Gründen oder deren Absegnung von Kirchenvertretern setzen der Perversion obendrein noch die persönliche Erniedrigung Gottes und der Seele auf. Die persönlichen Folgen eines solchen Handelns müssen die Urheber und deren religiöse Befürworter selbst tragen, jedenfalls gibt es keine göttliche Belohnung dafür.

Wir sind für unsere Entscheidungen und Taten selbst verantwortlich und müssen die Konsequenzen unseres Tuns in alle Richtungen tragen und wer Gesetze bricht, muss dafür geradestehen. Die innere Befreiung von seiner Schuld muss sich aber jeder selbst aufbürden, durch immerwährende Reflexion, Umkehr und dem Verzeihen sich selbst und anderen gegenüber. 

Wie wohl auch unsere Urahnen praktizieren manche Naturvölker bis in unsere Zeit hinein in abgelegenen Gebieten Papua Neu Guineas ihre kriegerischen Auseinandersetzungen mit lautstarkem Getöse und schwingenden Speeren. Sobald ein einzelnes Opfer fällt, wird die Fehde sofort beendet. Dieses Verhalten basiert auf eine Art von Überlebensinstinkt, denn wie dringlich die Auseinandersetzung auch sein mag, der Erhalt aller Stammesmitglieder ist wichtiger als jeder Kriegsgrund. Ich würde dies nicht als emphatisch bezeichnen, aber vernünftig ist es allemal.

Die Menschenliebe kann unsere innere Wut und Angst besänftigen, wenn wir ihr eine Chance geben. 

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Relativität

Logik ist relativ

Was für den einen schlecht ist, kann für einen anderen gut sein.  Eine Einsicht auf das Schlechte und der Wunsch zur Umkehr sind ebenso relativ wie die Logik.

Zu erkennen, dass das vermeintlich Gute eigentlich schlecht ist, bedarf oft einer großen Strecke des Nachdenkens. Wer ist der Garant der Wahrheit und wer ist der unumstößliche Logiker? Für die einen ist ein Krieg das berechtigte Mittel für die Durchsetzung eigener Ziele und wird als richtig und gut betrachtet, der Überfallene empfindet den Angriff aber als falsch und wehrt sich. Jeder Einzelne, jede Gruppe und jede Gemeinschaft haben ihre eigene Logik, eigene Narrative und eine eigene Vorstellung von richtig und falsch, die sich vollständig widersprechen können. 

Ein Beispiel für relative Wahrnehmung der Wirklichkeit ist der Ärger über einen anderen Autofahrer, wenn er unseren Weg behindert. Er fühlt sich im Recht und zeigt uns mit Gesten, was er von uns hält, wie wir es ebenso ihm gegenüber tun. Aus eigener Erfahrung hilft mir dabei ein Lächeln über mich selbst, um mich zu beruhigen.

Die Haltung gegenüber Fremden

Ein weiterer Aspekt der Relativität ist die Haltung zu Fremden. Für die eine Seite der Bevölkerung stellen Fremde egal welcher Herkunft oder Nachbarschaft eine Bereicherung dar und man nimmt sie neutral und freundlich wahr. Die andere Seite fühlt sich innerlich bedroht, wenn sie ein Verhalten oder ein Gesicht mit anderer Nuancierung als ihr eigenes sehen. Selbst der Nachbar wird dann als Fremder betrachtet, dem man nicht über den Weg trauen kann. Ein Gentest deckt unverblümt unsere wahre Herkunft auf, nämlich als Mischlinge einer riesigen und bunten Gemeinschaft, deren Aussehen ausschließlich auf klimatische und örtliche Bedingungen und auf zufällige Genanpassungen während der Völkerwanderungen zurückzuführen sind. Ja, wir sind alle Mischlinge!

In der langen Geschichte der vielen Arten von Homo gibt es heute nur noch unsere Art, welche sich weltweit messbar durch wenige Prozentsätze Unterschied in ihrem Anteil an Genen von Neandertalern und Denisovamenschen unterscheiden, bedingt durch historisch unterschiedliche Wanderungsbewegungen. Europäer haben etwas weniger Gene unserer ausgestorbenen Neandertaler-Schwestern und Brüder in sich als Süd- und Ostasiaten, der Grund dafür ist die späte Besiedlung Mittel- und Nordeuropas durch Menschen während der letzten Eiszeit von aus Afrika oder Asien einwandernden Gruppen. Die Bevölkerung der großen Insel Neuguinea trägt circa 5% Denisova-Gene in sich. Reinrassige Homo Sapiens gibt es nur noch in Afrika, also aus den Ursprungsregionen unserer eigenen Art, welche aber, wie wir alle, auch nur Mischlinge früherer Menschenarten sind. Jeder weiße, gelbe, braune, rote oder sonst farbige Mensch stammt von dunkelhäutigen Menschen aus Afrika und von Neandertalern und anderen Menschenarten ab. Diese längst durch die Genetik bewiesene Tatsache sollte sich jeder vor Augen halten, bevor er ein Urteil über andere Menschen fällt. 

Der Umgang mit Kindern

Ich komme nicht umhin, auch das sehr wichtige Thema Umgang mit Kindern im Zusammenhang mit relativer Betrachtung desselben hier zu erwähnen. Die von vielen in Westdeutschland als selbstverständlich erlebte und beobachtete Gewalt an Kindern zuhause, in Schule und Kirche in meiner Kindheit war so normal wie das Braten von Hühnern oder das Kochen von Eiern. Diese Normalität entsprang aus einem seit wohl Jahrtausenden weitverbreiteten Selbstverständnis von der Geringschätzung von Kindern und der vermeintlich gottgegebenen patriarchalisch geprägten erzieherischen Rolle des Vaters, des Lehrers oder Priesters. Erst die Kinderrechtsbewegungen der 60iger Jahre bewegten Anfang der 70iger Jahre die Politik in den Ländern, die Prügelstrafe an Schulen allmählich und teils gegen große Widerstände wegen deren Argument der angeblich positiv wirkenden erzieherischen Züchtigung abzuschaffen. Für manche Priester war das aber belanglos, sie ohrfeigten oder erniedrigten einfach im Religionsunterricht ohne weitere Folgen für sich weiter (selbst so erlebt). Die DDR war hier deutlich schneller, dort wurde die Prügelstrafe schon 1949 als Relikt der Nazizeit abgeschafft. Die gewaltfreie Erziehung hielt erst im Jahr 2000 Einzug in die Bundesgesetze, also eigentlich erst seit gestern. 

Sicher gibt es und gab es schon immer menschen- und kinderfreundliche Eltern, Lehrer und Priester aller Kulturen dieser Erde, deren anvertraute Kinder das Glück hatten, von Gewalt in ihrem jungen Leben verschont geblieben zu sein. Aber es gab eben auch solche mit anderer Haltung, und um diese alleine geht es in den folgenden Zeilen. Tatsächlich gibt es auch heute noch in vielen Regionen der Erde und unabhängig von Kultur und Religion beide Arten von Haltungen Kindern gegenüber. Die eine befürwortet körperliche und erniedrigende Gewalt an Kindern, die andere lehnt dies ab.

Ob nun Kinder überhaupt schon vollwertige Menschen oder nur gering zu schätzende Menschen sind oder nicht, welche man beliebig verprügeln, öffentlich erniedrigen oder sexuell missbrauchen kann oder eben nicht, entscheidet also eine Haltung der Erwachsenen inclusive der Priester. Ich erspare mir hier teils abgrundtiefe Details aus meinen Kindheitsjahren in der Volksschule und danach im von Priestern geführten Jungeninternat aufzuführen, deren seelische Folgen mich noch bis heute nicht in Ruhe lassen. Besonders ehemalige Klassenkameradinnen aus der Volksschule berichten Jahrzehnte später darüber, wie sehr sie mitgelitten haben, wenn besonders aus der Unterschicht kommende Jungs teils brutal verprügelt oder verbal oder mit anderen Mitteln erniedrigt wurden. Jeder dieser Peiniger hatte seine eigene "Erziehungsmethode" und alle Kinder kannten diese durchs Zusehen sehr genau und unterhielten sich darüber. Auch die heimtückische Art der Erniedrigung durch die unerwartete Kopfnuss von hinten war bei manchen Priestern beliebt. Jede Art von körperlicher oder seelischer Gewalt an Kindern und von Kindern beobachtete Gewalt zerstört einen Teil ihrer Seele. Und Kinder werden zu Erwachsenen und werden diese Erlebnisse nie mehr wirklich los.

Sind Kinder schon Menschen?

Ich habe den handelnden Personen, welche sich niemals bei uns entschuldigten und mangels Einsicht wahrscheinlich auch nie Reue für ihr unchristliches Handeln aufbringen konnten, erst nach langer, langer Zeit verziehen und hoffe, dass es auch meine Schulkameraden irgendwann schafften. Die Kirchen waren jedenfalls keine Initiatoren der Gewaltfreiheit für Kinder, für welche die Menschenliebe, wie Jesus sie verkündete, scheinbar bis vor ein paar Jahren noch keine offizielle Gültigkeit besaß, oder doch? 

Weder die Anwendung von Gewalt oder Erniedrigung durch viele, der sexuelle Missbrauch durch wenige, noch deren gleichgültige Tolerierung durch andere befreien von Schuld. Scheinbar brauchte es fast 2000 Jahre bis man in kirchlichen Kreisen nur durch massiven äußeren Druck auch auf den richtigen Trichter kam, für Jesus jedenfalls war die Sache schon damals klar:

Als Eltern ihre kleinen Kinder zu Jesus brachten, damit er ihnen seine Hände auflegen möge, wiesen diese seine Jünger schroff ab. Dann geschah aber dies:

Mk 10,14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.

Mt 19,14 Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.

Lk 18,16 Jesus aber rief die Kinder zu sich und sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.

Lk 18,17 Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

Für Jesus sind Menschen jeden Alters vollwertig und ganz Mensch. Und drei Evangelisten berichten fast wörtlich dasselbe, was darauf hindeutet, dass diese Worte von Jesus, abgeschrieben oder nicht, weite Verbreitung in den frühchristlichen Kreisen genoss. Und besonders eindrucksvoll ist, dass sie nicht von Jesaja oder sonst jemanden prophezeit wurden, sondern nur aus dem Mund von Jesus entlehnt sein können, was dessen historische Echtheit deutlich unter Beweis stellt, jedenfalls tausendmal mehr als seine angeblichen Wunder und seine angebliche Wiederauferstehung.

In Lk 18,17 verdeutlicht Jesus, dass in jedem Kind die Gottes- und Menschenliebe von Anfang an wohnt. Denn alle Kinder sind beseelte Menschen mit der in ihnen wohnenden Liebe Gottes. Sie sind deshalb Form und Ausdruck der Seele und in diesem Sinne unschuldige und wehrlose Vorbilder für uns alle. Aber jeder Mensch hat die Möglichkeit zur inneren Reflexion und Umkehr, denn die Liebe Gottes ist sanftmütig und gnadenreich. 

Gründe für die Geringschätzung von Kindern

Da es mehrere kirchliche Tage im Jahr gibt, wie Nikolaus, Sankt Martin oder Sternsinger, wo Kinder eine aktive Rolle im Glauben und in der karitativen Nächstenliebe spielen und diese somit sehr wohl Beachtung im Christentum genießen, kann ich die früher oft aktiv gelebte Geringschätzung Kindern gegenüber nicht verstehen. Woran liegt das eigentlich?

Die bewusste Ausklammerung der Kinder von seiner eigenen Menschenliebe verdeutlicht für mich die Ignoranz des Hauptgebots der Menschenliebe von Jesus bei vielen Priestern und deren Oberen, da diesen "unfehlbaren" Verkündern des Glaubens offensichtlich die Botschaft der universellen Menschenliebe von Jesus im Grunde egal war oder sie diese offensichtlich nicht verstanden haben oder verstehen wollten, im Gegensatz zu den "fehlbaren" Laienzuhörern von Jesus vor 2000 Jahren. Denn alle Vertreter des Glaubens hätten Jahrhunderte Zeit gehabt, die Menschenliebe Kinder betreffend in ihren Kirchen an das gemeine Volk als eine unmissverständliche Haltung von Jesus zu verkünden, die dazugehörenden klar formulierten Worte von Jesus stehen schließlich überdeutlich im Neuen Testament, welches angeblich durch den Heiligen Geist abgesichert ist und den Willen Gottes repräsentiert! 

Priester hätten in den früher vollen Kirchen die Gewaltfreiheit Kindern gegenüber klar und deutlich in ihren Predigten oder bei anderen Gelegenheiten ausdrücken können, ja, Gewaltfreiheit ist nämlich auch eine der Botschaften von Jesus! Weil dies aber wohl mehrheitlich nicht geschehen ist und weil sie selbst früher gerne ihre gewaltbereite patriarchalische Überlegenheit Kindern gegenüber zeigten, braucht man sich nicht wundern, dass sich diese extrem schlechte Haltung bei Eltern und Lehrern unbedenklich fast 2000 Jahre festsetzen konnte. Ich empfinde diese geringschätzende Haltung Kindern gegenüber als zutiefst unchristlich, jedenfalls von Menschenliebe keine Spur. Wer nur Gott liebt, irrt, denn er liebt nur sich selbst in einer egozentrischen Art und Weise und ist alles andere als ein guter Repräsentant seines Glaubens. 

Die Kirche hat lange Zeit eher ihre Macht als die Botschaft Jesu geschützt. Und wo Macht das Evangelium überlagert, wird aus Liebe Gewalt.

Die Gnade der späten Geburt

Und jetzt geht es wieder etwas weniger emotional weiter :=)

Das horizontale Leben mit seinen unterschiedlichen zeitlichen und örtlichen Grundhaltungen, Wissens- und Bildungsgraden prägt jede Richtung unseres Tuns und Handelns. Wir deutsche Nachgeborenen der Weltkriegsgenerationen können drei Kreuze machen, nach den Kriegen geboren worden zu sein. Mein Großvater lag im ersten Weltkrieg vor Verdun, bei Weltkrieg II war mein Vater im sogenannten Partisanenkampf in Polen. Ich verspüre einen großen Segen, nicht in diesen Zeiten geboren worden zu sein. Ich habe in Frankreich und Polen großartige Menschen gefunden und eine überwältigende Gastfreundschaft erlebt. Mein Dank dafür könnte gar nicht größer sein.

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Schamanen

Bei einem Besuch auf einer kleinen Insel in Papua New Guinea als junger Mann konnte ich von ferne den Trommeln traditioneller Riten lauschen, daran teilnehmen war mir allerdings nicht erlaubt. Die Einwohner dieser Inseln pflegen schamanische Riten mit Masken, Singen und Tanz, um ihre eigenen spirituellen Feste zu feiern. Die Anlässe dafür sind weltlicher Natur, wie Schulabschlussfeiern, erfolgreiche Ernten auf der großen Hauptinsel oder ähnliches. Gleichzeitig besuchen die Bewohner der Inseln auch christliche Messfeiern und verbinden so ihre eigene Tradition mit dem vor langer Zeit missionierten Glauben.

Diese kleine Gruppe von Menschen mit ihren weniger als 200 Einwohnern lebt auf einer Laguneninsel auf einer Fläche von etwa zwei Fußballplätzen etwa einen Meter über dem meist brettflachen und geräuschlosen Lagunenspiegel, welche zu den Siassi-Inseln gehört. Die tropische Insel ist geteilt in zwei Hälften. Auf der einen Seite stehen die Holzhäuser der Bewohner dicht bebaut und in deren Mitte eine kleine Kirche und ein daran angeschlossener Regenauffangturm. Obwohl Neu Guinea zu den Gebieten mit der höchsten Niederschlagsmenge weltweit gehört, regnet es dort nicht überall viel und häufig. Dieser Teil der Lagune ist jedenfalls auf das Sammeln von Regenwasser angewiesen. Am Horizont kann man über einer größeren Insel mit ihrem Vulkanberg die dunklen Wasserwolken erkennen, welche sich tagelang über die Insel dort ergießen. Es gibt dort keine Westwinde wie bei uns, die tropische Luft bewegt sich nicht viel. Die andere Hälfte der bewohnten Insel dürfen nur Männer betreten, Frauen ist der Zutritt bei Todesstrafe verboten. Auf der verbotenen Hälfte flicken die Männer ihre Netze und gehen handwerklichen Tätigkeiten nach oder schaffen kleine Kunstgegenstände aus Holz, dem einzigen Rohstoff auf der sandigen flachen Insel. 

Sie werden sich nun fragen, warum das Betreten dieses Teils der Insel für alle Frauen einschließlich Mädchen oder Greisinnen verboten ist. In der Mitte dieser Inselhälfte befindet sich eine kleine Holzhütte auf den dort üblichen Stelzen erbaut. Darin konnte ich mit eigenen Augen die Masken der Schamanen bestaunen, welche sich sorgfältig darin aufreiten. Die Frauen und Kinder bekommen diese Masken und deren Träger nur bei ihren spirituellen Festen zu Gesicht, nachts und im Fackelschein der Lagerfeuer, ohne die maskierten Männer zu erkennen. Eine amerikanische Anthropologin lebte Jahre zuvor etwa ein Jahr lang in dieser Inselwelt. Sie durfte den anderen Teil dieser Insel nicht betreten, man sagte mir, sie hätte ihre Großmutter für diese Möglichkeit verkauft.

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Der Missionar

Für uns mögen diese Riten und Gesetze sehr fremdartig erscheinen. Für die Inselbewohner allerdings bedeutet die Verbindung zu ihren uralten Traditionen sehr viel. Keinem der Missionare, welche teils Jahrzehnte als einzige nicht zur Urgemeinschaft gehörende auf einer kleineren Nachbarinsel leben, käme es in den Sinn, diese alte Kultur zerstören zu wollen. Das Christentum gibt den Menschen dort eine andere Perspektive der Spiritualität, welche akzeptiert und angenommen wird. Der Missionar übt einige Berufe für die Menschen dort aus. Er ist Priester, Lehrer und Doktor für alle Menschen der kleinen Laguneninsel, und nicht nur für diese kleine Insel, auch für einige andere Inseln der Lagune, welche er im Wochenrhythmus mit seinem Motorboot besucht, dem einzigen motorisierten Gefährt der ganzen Gegend.

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Das zarte Fleisch

Ich selbst wohnte in einem etwas größerem einfachen Holzhaus in einem kleinen Zimmer auf der Nebeninsel, auf der sich auch die Schule und ein kleiner Fußballplatz befand. Jeder Morgen eines Schultags startete mit dem mehrstimmigen Gesang der Schulkinder, die mit ihren Auslegerbooten etwa eine halbe Stunde lang von der Wohninsel kommend gemächlich zur Schule paddelten. Allein den sich aus der Ferne immer lauter werdenden mehrstimmigen Gesängen zuzuhören und den Kindern beim Übersetzen mit ihren Booten in der Zeit nach Sonnenaufgang zuzuschauen, erfüllte mich mit einer inneren Freude und Ruhe, welche ich in dieser Art nie mehr später empfand. Auf der Schulinsel lebte auch eine kleine Familie, deren Mutter die Kinder mit aus England geprägter Pädagogik unterrichtete. In der Mittagspause spielte ich mit den Kindern Ball, was bei der hohen Luftfeuchtigkeit und Hitze nicht so einfach für mich war, da mitzuhalten. 

Eines Tages kamen zwei Frauen in bester Laune und fröhlich auf unsere Insel. Alle Bewohner der Inseln dort laufen barfüßig und eine der Frauen war auf einen Gegenstand getreten und zeigte dem Missionar ihre tiefe Wunde. Dieser versorgte sie mit einer Heilsalbe, sein einziges Medikament, verband die Wunde und sprach dabei mit ihr. So fröhlich wie sie gekommen waren, paddelten die Frauen wieder zurück zu ihrer Insel. Wenn jemand eine schwere Krankheit erlitt, diskutieren die Angehörigen, ob es sich lohnt, den Erkrankten zur weit entfernten Krankenstation zu transportieren, zu welcher ein Auslegerboot mehrere Tage unterwegs ist. Auf der Krankenstation gab es aber keine Ärzte, nur zwei ausgebildete Krankenschwestern. Die Auslegerboote haben eine kleine Feuerstelle, welche dazu dient, während der langen Reise zu den Nachbarinseln die mitgenommenen Speisen zu braten. 

An einem Tag fuhren wir mit dem Motorboot auf eine etwas weiter entfernte unbewohnte winzige Palmeninsel und nahmen drei Teenager mit ihren Speeren mit. Mit dabei hatten wir eine Taucherbrille und ein paar Flaschen Wasser aus der Regenauffangtonne. Während ich nicht weit vom Strand auf einer riesigen Muschel stehend schnorchelte und mir die unfassbare Schönheit der Korallen und der kleinen Meerestiere ein Stechen ins Herz bohrte, fingen die Jungs unter Wasser tauchend mit ihren Speeren kleine Fische. Diese brieten sie dann in der abklingenden Glut eines zuvor entfachten Feuers. Nach einiger Zeit des Bratens zog man nur die verkohlte Haut der Fische ab und wir genossen das zarte Fleisch.

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Empathie

Wir können uns in unserer Zivilisation solch eine Kultur schon lange nicht mehr vorstellen. Wir verstehen die Werte und Gedanken dieser Inselbewohner nicht und können diese Menschen nur mit großem Erstaunen begegnen. Dennoch ist deren Kultur eines der großen Erben der Menschheitsgeschichte. An keinem anderen Ort der Welt habe ich einen emphatischeren und freundlicheren Umgang miteinander erlebt, der alle Altersgruppen und die Behinderten mit einschloss. Alle und jeder gehörten zur Gemeinschaft. Das weitgehend stressfreie Leben der Bewohner dieser Inseln, für die das Leben kein mühseliges Suchen nach dem Sinn und das Streben nach Reichtum und Glück keinen Gedanken wert ist und der Tod als natürlicher Bestandteil der Natur betrachtet wird, benötigt keine aufdringlichen Belehrungen. Leider wird sich seit den vergangenen fast 40 Jahren meines Besuchs dort sicher viel verändert haben. Ob zum Guten oder Schlechten, wer weiß es schon.

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Die Annäherung

Wie gelingt es uns nun, dem Feuer in uns zu begegnen? Keine leicht zu beantwortende Frage. Alle Glaubenslehren haben eigene und gute Methoden entwickelt, welche uns helfen können, sich unserer Seele anzunähern. Ob meditieren, beten, fasten, der Kirchgang oder die Wallfahrt, dies alles hilft, den Alltag und unser gewohntes horizontales Denken und Handeln eine Zeitlang hinter uns zu lassen und Verbundenheit mit unseren Mitmenschen, der Natur und Gott zu empfinden. Besonders nach dem Aufwachen aus Albträumen bete ich mehrere Vaterunser und dies hilft tatsächlich immer, mein Aufgewühlt Sein und meine Furcht zu besänftigen. Jedes Gebet spricht direkt mit meiner Seele und ich habe das Gefühl, dass sie mir hilft, meine Ängste zu überwinden. Die dabei empfundene Nähe zu meiner Seele macht mich sehr glücklich. 

Ich denke, dass jeder Mensch in welcher Form und zu welcher Zeit auch immer aber auch einen Weg in sein tiefstes persönliches Innere finden kann, wenn er denn möchte. Aber niemals durch Anleitungen eines sogenannten Meisters oder durch spezielle Yogaübungen oder andere angeleitete Maßnahmen. Nein, der Weg in sein Innerstes muss allein beschritten werden, wie und wo auch immer. Jeder Mensch hat eine Seele und die gehört ihm ganz allein. Das ist das Geschenk Gottes an uns alle und wohl nur wir Menschen können den Pfad zu unseren inneren Feuern selbst begehen. Zuschauer oder Ratgeber sind dabei völlig fehl am Platz. Denn durch fremde Kontrolle findet man nicht sein Innerstes, sondern nur ein kontrolliertes Gefühl. Keine Seele offenbart sich diesem falschen Weg.

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Die Ratschläge der modernen Schriftgelehrten

Die Begegnung mit meiner Seele ereignete sich in großer Tiefe, welche unerwartet eintrat und zu einem ungeahnten Eins werden mit Gott führte, welche mein eigenes Denken und Handeln für alle Zeit beeinflusste. Vor meinem Erlebnis kannte ich zwar das Wort Mystik, hatte aber keinerlei Wissen darüber, was es bedeutet und ich kannte keine Mystiker.

Alles begann vor Jahrzehnten mit einer persönlichen Krise und einer gleichzeitigen Wirtschaftskrise. Genau an dieser Stelle kommen Zweifel auf. "Eine Lebenskrise? Kein Wunder, dass man sich dabei emotional versteigen kann!" So oder so ähnlich klang es aus einem Buch über Mystik Anfang der 90iger Jahre aus dem Berufsstand der Geistlichkeit, welches aber sehr treffend meinen mystischen Weg und viele Erkenntnisse daraus beschreiben konnte. Ich wollte nach meinem Erlebnis nur wissen, wie ich meine Seelenbegegnung einordnen könne, fand aber auch deutliche und mahnende Worte wie ‚Vielleicht haben Sie das ja nur gewollt und es hat sich selbst prophezeit.‘ ‚Passen Sie auf, man kann dabei verrückt werden! Überlassen sie die Anleitung zur geistigen Meditation lieber uns!‘. 

Genau an dieser Stelle erkannte ich, dass ein persönlicher, einsamer und tiefer Weg zu Gott überhaupt nicht gewünscht ist. Was für ein weiterer großer Irrtum, der den einfachen nicht-klerikalen Menschen solche Erlebnisse nicht zutraut, ohne dabei verrückt zu werden! Auch dieser Autor hat etwas Grundlegendes nicht verstanden, denn unsere Seelen sind göttlicher Natur und somit kann jeder von uns armen Sündern die Fingerspitze Gottes berühren, wenn er sich seiner schlechten Taten bewusstwird, den Willen zur Umkehr erlangt hat und dann den erkenntnisreichen Weg zu seinem Innersten geht, ganz ohne Belehrungen und Anleitung und in keiner Weise wird man dabei verrückt, ganz im Gegenteil, man wird wach dabei und frei

Den wenigen Priestern, welchen ich später im Laufe der Jahre den Ablauf meines mystischen Erlebnisses anvertraut habe, hörten mir aufmerksam zu ohne mich zu unterbrechen und negierten meine Worte nicht. 

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Das Feuer in meiner Brust

Doch nun der Reihe nach.

Nach Monaten der Einsamkeit regten sich bei mir Gedanken über mich selbst und meine Vergangenheit. Ich begann zu fasten, aber nicht, weil ich dies wollte, nein, ich hatte einfach keine Zeit mehr für etwas anderes als nachzudenken. Ich versank immer mehr in Gedanken über meine Unvollkommenheit und mein unstetes Leben. All die schlechten Taten der Vergangenheit holten mich ein und stürzten mich in eine tiefe Unzufriedenheit mit mir selbst. Inmitten einer daraus entstandenen emotionalen Ergriffenheit erweckte mich irgendwann ein sich plötzlich aufkommender Wille zur Umkehr.

Ich begann Bücher über die Liebe und den Sinn des Lebens zu lesen, Goethe, Schiller und andere Autoren, welche sich mit ihrem eigenen Sinn des Lebens beschäftigten und zu allerlei Erkenntnissen gelangten. Tatsächlich grub ich mich immer mehr ein und unterließ alle Kontakte soweit möglich. Die Einsamkeit und das Fasten taten mir gut, meine Gedanken waren zentriert und ich lief in der Wohnung jeden Tag auf und ab.

Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass ich mich in einer Art Wüste befand, losgelöst von den Sorgen und Nöten des Alltags, die mir immer weniger wichtig vorkamen. Ganz mit mir selbst beschäftigt drang ich jeden Tag ein Stück weiter ins Innere vor, begleitet von einer sich ausbreitenden positiven Emotionalität mir selbst gegenüber. Meine Schuldgefühle und Sorgen verschwanden allmählich gänzlich und wurden durch eine positive Stimmung ersetzt, welche durch ein wohliges Gefühl in der Brust begleitet war. Das schöne Gefühl verschwand nicht; es blieb und wurde immer stärker.

Mir gingen die gelesenen Werke von Goethe durch den Kopf, immer mehr verstand ich deren Bedeutung und den Weg der Entwicklung in seinem Werk Faust, den das Sprachgenie für seine Figuren beschrieb. Schließlich kam der Punkt der Erkenntnis wie man die Geschichte zu Ende bringt und die Frage, warum Goethe nicht selbst darauf kam, denn der Sinn des Lebens eröffnet sich gänzlich ohne Teufel und lebenslanges Streben danach. Jedenfalls legte ich die Bücher beiseite. 

Das Glücksgefühl wandelte sich jeden Tag mehr und mehr zu einem Gefühl der Liebe zu allem auf dieser Welt und wollte nicht mehr von mir lassen. Die Erleuchtung über den Sinn des Lebens mit dem Erlebnis und der Erkenntnis meiner Menschenliebe und der Bedeutung der Naturgesetze brach förmlich über mich herein und erfüllte mich vollends. Ich verstand immer mehr die ganze Welt, ich war der Schöpfung so nahe wie nie zuvor. 

Mit einem finalen, höchst emotionalem Erlebnis und der mir dabei voll bewusst werdenden Entdeckung meiner Menschenliebe, welche mir urplötzlich und mit großer Überraschung, als wäre ich neu geboren, gewahr wurde, geschah alles gleichzeitig:

Vom Zentrum der Sonne bis in die Unendlichkeit des Universums und alle Zeiten vereint. Alles war präsent, allgegenwärtig. Aus meinem Fenster schauend nahm ich die raum- und zeitlose Dimension Gottes in erstrahlendem Licht wahr.

Verschlungen mit Gott und meiner Seele spürte ich das Feuer der Liebe Gottes als meine Menschenliebe in meiner Brust, das in mir loderte wie die Flammen in einem brennenden Busch.

Nach vielen Minuten dieses Erlebnisses klang es allmählich ab und übrig blieb ein lange nicht mehr vergehendes Lächeln.

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Folgen

Noch viele Wochen nach diesem Großereignis meines Lebens wirkte ich auf viele Menschen auf eine zuvor nie erlebte Art und Weise. Fremde Menschen begannen mich freundlich anzusprechen, manche schenkten mir Blumen oder schenkten mir ihr Lächeln. Diese Zeit war die schönste Zeit meines Lebens, erfüllt von Liebe für alle. Allmählich holte mich die Wirklichkeit wieder ein und der Trott des Lebens nahm wieder seinen Lauf.

Niemals kam mir der Gedanke auf, nach meinem elementaren Erlebnis meinen Beruf zu wechseln und etwa Mönch zu werden und mehrere Klöster zu gründen. Der Verlust des Glaubens an Dogmas und mein Kirchenaustritt hätten dies eh verhindert. Mein normales Leben verlief weiter in seinen Bahnen, aber die neu verinnerlichte Menschenliebe hat mich reifer und stärker gemacht und mein Leben miteinander entscheidend geprägt. 

Vor dieser Seelenbegegnung war ich eher ein introvertierter Rebell mit vielen Unarten, arrogant und selbstverliebt. Das unbestimmbare Gefühl, welches im Hintergrund einer jeden Begegnung mit anderen mitschwingt, wandelte sich durch mein Erlebnis von Überheblichkeit zu Wertschätzung, von Besserwisserei zu Bereitschaft zuzuhören, von Verachtung zu Respekt, von Ausnutzen zu fair sein. Starrheit wurde zur Reflexion und innere Schwäche zu innerer Stärke.  

Das Grundgerüst zu einem menschenfreundlichen Umgang war nachhaltig und unumkehrbar gelegt. Mein Charakter wird durch die Reflexion mit sich selbst immer wieder angetrieben, die verbleibenden Fehltritte auszumerzen, welche meist durch eine letztlich nicht veränderbare Art von Ungeduld hervorgerufen wird. 

Meine urgewaltige Entdeckung der Menschenliebe und meiner göttlichen Seele während meinem mystischen Weg hat mich näher an meinen Glauben und an mein Leben mit meinen Mitmenschen gebracht als alles, was vorher geschah. Der Mystiker Meister Eckart (ca. 1260 - 1328) bezeichnete seine mystische Erfahrung als "die Gottesgeburt in der Seele". Genauso schön hat es der Mystiker Augustinus von Hippo (354 - 430) ausgedrückt, wenn er von seiner Gotteserfahrung und Gottesberührung spricht: „telegisti me!“ – Du hast mich angerührt“ – eine Berührung, die eine Gänsehaut auslöst, weil sie so glücklich macht.

Und die Liebe Gottes und die Liebe einander kann jeder Mensch nur im Hier und im Jetzt entdecken, auf diesem wundervollen Planeten Erde, der diesseitigen Heimat aller unserer Seelen!

Das im Prolog erwähnte Passwort Menschenliebe war das letztlich nicht beschreibbare Erlebnis und die Erkenntnis der Menschenliebe in mir. Erst dieses Erleben der Menschenliebe und deren höchst emotionale Erfahrung befähigte mich, unmittelbar die Gnade des Eins werden mit Gott zu erlangen. Die Entdeckung der Menschenliebe in meiner Seele durch den Hauch des Geistes von Gott kann ich mit nichts vergleichen, was mir zuvor und danach emotional oder bewusst widerfahren ist. 

Das Erlebte umfasste nicht nur ein übergroßes Liebesgefühl zu allem, zu Gott, zu den Menschen, zur Natur, zum allem Leben und zum Universum, sondern auch eine gleichzeitig stattfindende Erkenntnis aller Dinge, der Naturgesetze, aller Schriften und aller Erkenntnisse der Menschen. Genauso empfand ich dieses Erlebnis, welches sich mit dem Eins-werden mit meiner Seele und Gott erfüllte, begleitet von einer tiefen und glücklichen Gelassenheit, wie sie Adam in Michelangelos Fresco in der sixtinischen Kapelle zeigt. Beim Erkennen seiner alles umfassenden Dimension, war ich schließlich daheim. 

Wir werden nicht als Menschen oder Geister wieder auferstehen, sondern kehren nach unserem Tod wieder zu ihm zurück, alle mit ihm vereint in seiner raum- und zeitlosen Dimension, nicht als Mensch, sondern als Teil seiner selbst. Denn Gott und seine geschaffene Natur sind eins, genauso wie unsere Spiritualität und die Erkenntnisse des Verstandes.

Die Entdeckung der Menschenliebe in mir war die Erkenntnis des Grundes von Jesus' Wirken. Die Menschenliebe ist nicht die Verpflichtung Almosen zu geben, sondern die Entdeckung einer tiefen Verbundenheit zueinander, welche die göttliche Absicht des Sinns seiner Schöpfung offenbart. Und diesen Sinn vermittelt uns Jesus mit dem Geist Gottes: liebt einander. Deshalb gibt es nach Jesus keine neue Offenbarung Gottes, sondern nur die Entdeckung ihres Sinns in jedem einzelnen Menschen.

Die nun fest verankerte Verbundenheit mit allen Seelen war eine unendliche Erweiterung der bereits gelebten Verbundenheit mit dem Familienkreis und Freunden und bereicherte diese dadurch unendlich. Die Entdeckung der Menschenliebe durch den Geist Gottes in mir selbst war somit der sich bewusst werdende Initiator meiner eigenen zeitlosen Liebesfähigkeit. Ohne es vorher je angestrebt zu haben, verstand ich nun meine eigene gewaltlose Vorgeschichte seit Kindergartenzeiten.

Mein Verstand erkannte seinen Sinn und mein Herz erkannte mein Wesen, welche sich in dem Augenblick des Erlebten vereinigten. Dies war die Gottesgeburt in meiner Seele.

Die Menschenliebe macht niemanden zu einem perfekten Menschen, aber sie besänftigt und verzeiht uns und anderen und gibt uns immerwährenden Halt. Ich fühle mich durch meine Seele im Glauben geborgen und ich weiß, dass mich mein mystisches Erlebnis im Laufe der Zeit zu einem reflektierteren Menschen gemacht hat, der gelernt hat mein menschenfreundliches Wesen bewusster zu leben und genau das zählt für mich. Keine Predigt in der Kirche, keine Beichte, kein Gesetz und kein Buch gelang das.

Da ich alle Menschen liebe, werde ich manchmal missverstanden, ich kann aber nicht anders. Sich einander lieben zu lernen verändert die Welt.

Seinen brennenden Busch kann jeder nur selbst entdecken.

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Fazit

Wir alle werden als vollwertige und beseelte Menschen geboren, auch alle vor uns und nach uns. Wir können es uns nicht aussuchen, mit welchen Werten wir in Familie und Gesellschaft aufwachsen müssen, also nehmen wir als Kinder diese anerzogenen Werte meist automatisch an. Jeder ist durch seinen angelernten Glauben oder Nicht-Glauben spirituell geprägt. 

In den frühen Gesellschaften waren deren Werte durch Traditionen geprägt, welche immer auch einen Wahrheitsanspruch für sich einnahmen. Die raren wissenschaftlichen Erkenntnisse der Antike fanden niemals den Weg zu den traditionellen Werten ihrer Zeit. Das Bedürfnis der Menschen nach Erklärung über den Sinn ihres Lebens wurden von Schamanen, Priestern oder Herrschern erfüllt, indem man ihnen Geschichten über mächtige Götter und deren Erwartungen erzählte. Diese Erwartungen der Götter hatten immer auch einen Bezug zum Herrschaftsanspruch der Oberschicht, um deren harte Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Ordnung zu rechtfertigen.

Die mono- oder polydeistischen Gottheiten der Antike waren Teil einer transzendenten Welt, welche die Geschicke der Menschen beobachten und steuern konnten und die meisten sahen aus wie Menschen. Man ging davon aus, dass die Götter Einfluss auf die Menschen hatten und sie belohnen (durch Regen) oder bestrafen (durch Krankheiten) konnten. Dieses Gottesverständnis hat sich ungebrochen bis in unsere Zeiten hinübergerettet, trotz der Erweiterungen der Erkenntnisse um die Natur des Menschen und dessen Umwelt. 

Ich möchte nicht unrealistisch sein, denn die großen monotheistischen Religionen der Welt werden auch in ferner Zukunft nicht von ihren antiken, sich einander sehr ähnelnden Vorstellungen und Interpretationen über Gott und dessen angeblichen Willen und ihren im Grundsatz sich nicht sehr ähnelnden selbst erstellten Dogmen und Geboten Abstand nehmen. Es wird noch lange dabeibleiben, dass Gott denkt und lenkt, belobigt und bestraft und wir seine sündigen Geschöpfe sind, welche gnadenhalber irgendwie und irgendwann erlöst werden und dann mit unseren Körpern an Gottes Seite ewig leben dürfen oder eben im ungünstigen Falle ewig in der Hölle schmoren. Ich denke, dass beide Extremvorstellungen über ein ewiges Leben nicht realistisch sind, denn unsere Seelen sind keine Atome oder Moleküle, sondern ein Geschenk Gottes an uns alle in einer uns umgebenden raum- und zeitlosen Dimension, herausgeschnitten aus seiner Rippe, welche sich nach unserem Tod wieder mit ihm in seiner Seele des Universums vereinigen werden.

Vergleichsweise wenige Menschen haben eine Erkenntnisstufe erreicht, welche die alten Vorstellungen der Religionen überwunden und ihren befreiten selbst-bewussten Glauben entdeckt haben. Die Begegnung mit der in uns selbst wohnenden göttlichen Seele, erkenntnisreich begleitet durch den Geist Gottes, befreit von allen bisher verinnerlichten Vorstellungen über sich selbst und Gott. Unsere göttliche Seele ist von Natur aus befähigt, uns den Sinn unseres Lebens mitzuteilen, nämlich die Liebe zu allen Menschen, jetzt und zu unseren Lebzeiten, nicht erst im Nirvana. Diese Liebe ermöglicht es uns, friedlich und würdevoll miteinander auszukommen, wie ich sie beim Besuch des Inselvolks in Papua New Guinea als junger Mann auf wundersame Weise erstmals erleben durfte. 

Friede sei mit euch, Aleichem Shalom, As-salāmu ʿalaikum

 

2025, Bernhard von Gimundi, geb. 1957

 

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